Fairtrade-Umsätze in Österreich 2023 gewachsen
Fairtrade Österreich hat im Jahr 2023 trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen seine Umsätze steigern können. Produkte, die von Fairtrade als sozial, ökologisch sowie wirtschaftlich fair und nachhaltig zertifiziert werden, konnten ein geschätztes Umsatzplus von zwölf Prozent erzielen, berichtete Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich, in einer Pressemitteilung am Mittwoch. Er hob dabei die wichtige Rolle der Konsument:innen hervor: „95 Prozent der Österreicher:innen kennen das Fairtrade-Siegel und 88 Prozent vertrauen ihm. Der verlässliche Griff zu Fairtrade-zertifizierten Produkten beim täglichen Einkauf, auch in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld mit hoher Inflation, zeigt den besonderen Stellenwert, den Fairness und Nachhaltigkeit im öffentlichen Bewusstsein in Österreich bereits einnehmen“.
„Fairtrade Österreich“ ist als Verein organisiert, der von einer Reihe von kirchlichen Organisationen mitgetragen wird, unter ihnen aus der Katholischen Aktion Österreich die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, die Katholische Frauenbewegung und die Katholische Männerbewegung.
Die negativen Effekte der Klimakrise auf die Ernteerträge sowie steigende Kosten durch Inflation und Lieferengpässe drücken auf die Einkommen von Kleinbauernfamilien und Arbeiter:innen auf Plantagen in Afrika, Asien und Lateinamerika, so Fairtrade. Umso wichtiger sei es, dass durch die gestiegene Nachfrage nach Fairtrade-Produkten die Direkteinnahmen der Produzentenorganisationen auf knapp 80 Mio. USD (plus 9 Prozent) erhöht werden konnten. „Das bedeutet mehr Einnahmen für die Bauernfamilien und mehr Fairtrade-Prämiengelder, die in Gemeinschaftsprojekte und damit in die Zukunft der regionalen Gemeinschaft investiert werden können“, unterstrich Kirner.
„Um unserem Ziel eines existenzsichernden Einkommens für alle näher zu kommen, investieren wir auch in zusätzliche Programme wie das West Africa Cocoa Programme oder das Fairtrade Living Income Learning Project. Allein im vergangenen Jahr wurden so knapp 40.000 Bauernfamilien geschult und die Einkommensdiversifizierung gefördert“, so Kirner weiter. Aktuelle Studienergebnisse zeigten, dass sich diese Maßnahmen positiv auf das Einkommen der Bauernfamilien auswirken und so der Teufelskreis der Armut durchbrochen werden kann.
Lieferkettengesetz und Entwaldungsverordnung
Das EU-Lieferkettengesetz und die EU-Entwaldungsverordnung werden in Zukunft alle Akteure in globalen Lieferketten maßgeblich beeinflussen, so Fairtrade weiter. Man sei daher vielfältig gefordert, 2023 wurden die Kaffee- und Kakao-Standards im Hinblick auf die neuen gesetzlichen Sorgfaltspflichten der Unternehmen überarbeitet. „Wir unterstützen Unternehmen in Österreich schon jetzt mit Expertise und Online-Tools wie der Risk Map bei der Umsetzung der neuen gesetzlichen Anforderungen, die in den kommenden Jahren auch auf nationaler Ebene wirksam werden. Partnerorganisationen im globalen Süden werden durch strategische Technologiepartnerschaften im Fairtrade-System Satellitendaten zur Verfügung gestellt, um die Anforderungen der neuen EU-Verordnung zur Vermeidung von Entwaldung zu erfüllen“, so Kirner.
Der anhaltende Trend zu nachhaltigem Konsum sowie wichtige strategische Entscheidungen auf Unternehmens- und Politikebene zeigten, wie wichtig ein funktionierendes globales Fairtrade-System ist. Mehr als 1,8 Millionen Bauernfamilien und 200.000 Beschäftigte auf Plantagen würden so auch in Zukunft vom fairen Konsum profitieren und damit der Klimakrise und den damit einhergehenden Ernte- und Einkommensrückgängen aktiv begegnen können.
Stark schwankende Weltmarktpreise
Fairtrade-zertifizierter Kakao verzeichnete in Österreich im Jahr 2023 dank zahlreicher neuer Listungen von Handelspartnern und Schokoladeproduzenten ein Absatzplus von 13,4 Prozent auf 9.690 Tonnen, zeigte sich Kirner erfreut. Fairtrade-Kaffee zeigte auch im 30. Jahr am Markt eine stabile Entwicklung mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent. Fairtrade-Bananen konnten ihren Marktanteil auf mittlerweile 32 Prozent steigern, die abgesetzte Menge blieb mit 34.023 Tonnen weiterhin auf hohem Niveau. Sehr erfreulich entwickelte sich laut der Organisation der Absatz von Fairtrade-zertifizierten Rosen (plus 7,9 Prozent).
Die Weltmarktpreise zeigen 2023/2024 ein teilweise chaotisches Verhalten, so befindet sich der Kakaopreis derzeit auf einem Allzeithoch. Bei den Bauernfamilien sind bisher trotzdem kaum finanzielle Verbesserungen angekommen, verlässliche Fairtrade-Partnerschaften seien in diesem wirtschaftlichen Umfeld besonders wichtig. Kirner zollte dabei den österreichischen Handelsketten und Produzenten Anerkennung, sie gingen hier mit gutem Beispiel voran.
Bei der Fairtrade-Generalversammlung am 7. Mai in Wien wurde der frühere Caritas-Präsident Helmut Schüller, der bis 2023 16 Jahre lang Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Österreich war, zum Ehrenmitglied ernannt. Als neue Mitgliedsorganisation wird die ARGE Gentechnik-frei aufgenommen.
Fairtrade Österreich gehört zum internationalen Verbund Fairtrade International, in dem Fairtrade-Organisationen aus 25 Ländern und die drei kontinentalen Produzentennetzwerke zusammengeschlossen sind.
(jp/8.5.2024)