Katholische Jungschar fordert Investitionen in Kinderschutz
Anstelle einer Herabsetzung der Strafmündigkeit bei Kindern und Jugendlichen, wie von Kanzler Nehammer (ÖVP) angedacht, fordert die Katholische Jungschar Österreichs (KJSÖ) langfristige Investitionen in Kinderschutz und Prävention. So sei der vor kurzem bekannt gewordene, besonders grausame Fall sexualisierter Gewalt an einem zwölfjährigen Kind "einmal mehr ein Beispiel für gescheiterte Gewaltschutzmaßnahmen in Österreich", heißt es in einer Aussendung der katholischen Jugendvertretungs-Organisation vom 12. März.
Der österreichische Staat müsse alles in seiner Macht Stehende tun, um solche Fälle in Zukunft zu vermeiden und Betroffene von Gewalt in Österreich zu schützen und bestmöglich in der Aufarbeitung zu unterstützen, betont die KJSÖ. "Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nicht als individuelles Problem einzelner Straftätern und Familien verstanden werden kann, sondern vielmehr als Systemversagen", so Barbara Grüner, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar Österreichs.
Klar dagegen sei die Katholische Jungschar bei der Forderung der Herabsetzung der Strafmündigkeitsgrenze von 14 Jahren. Die Herabsetzung der Strafmündigkeit würde die Kinderrechte verletzen und die Entwicklung junger Menschen negativ beeinflussen. "Kinder wegzusperren ist keine Lösung", erklärte Grüner. "Stattdessen müssen wir überall dort, wo Kinder leben, lernen und spielen, Strukturen schaffen, die Gewalt verhindern. Jedes Kind in Österreich muss Bedingungen vorfinden, in welchen es bestmöglich gefördert und unterstützt wird und Hilfsangebote zugänglich sind", so die KJSÖ-Vorsitzende.
Dafür brauche es das klare Bekenntnis der österreichischen Regierung zu den Kinderrechten und die Bereitschaft, kinderrechtliche Organisationen, Projekte und Institutionen, langfristig zu finanzieren. Auch müssten der Zugang zu Gewaltschutzmaßnahmen und die juristische Begleitung von Kindern und Jugendlichen in Straffällen möglichst niederschwellig und kindgerecht gestaltet werden. Eine wichtige Maßnahme sei das Wiedereinsetzen des Jugendgerichtshofs, besetzt mit qualifiziertem, pädagogisch geschultem Personal, das über umfangreiche Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen und ihren spezifischen Bedürfnissen verfüge, fordert die KJSÖ.
Pädagoginnen und Pädagogen, Polizei und alle mit Kindern betrauten Personengruppen sollten zudem laufend zu Kinderschutzthemen geschult werden. Auch Erziehungsberechtigte sollten bei Fragen einen niederschwelligen und unvoreingenommenen Zugang zu Unterstützung erhalten, schlug die Jungschar vor. Präventionsmaßnahmen sollten außerdem eine Auseinandersetzung mit bestehenden Rollenbildern und Stereotypen beinhalten und Gewaltprävention durch eine kritische Betrachtung von Geschlechterrollen erweitern.
"Die Politik muss endlich die Verantwortung für den Schutz von Kindern und Jugendlichen übernehmen und über den einzelnen Anlassfall hinaus handeln", betonte Grüner. "Anstatt die Strafmündigkeit herabzusetzen, sollten wir uns auf die Stärkung von Präventionsmaßnahmen und die Förderung einer gewaltfreien Gesellschaft konzentrieren", so die Bundesvorsitzende.
kathpress/red
(eo, 13.3.2024)