„Nur legale Fluchtrouten verhindern Tragödien wie jene in Griechenland“
Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) fordert die Schaffung bzw. den Ausbau der Möglichkeiten für Flüchtlinge, auf legalem Weg in die EU zu kommen. Wenige Tage vor dem Weltflüchtlingstag am 20. Juni hat sich erneut eine Tragödie im Mittelmeer ereignet. Nur wenige Kilometer vor der Küste Griechenlands ist ein Boot mit mehreren hundert Menschen an Bord gesunken, ein Großteil von ihnen ist dabei ertrunken. „Dieses Leid und das Leid vieler anderer Flüchtlinge wurde von staatlichen und überstaatlichen Institutionen in Kauf genommen oder sogar herbeigeführt, in der Erwartung, dass damit weniger Menschen ihre Heimat verlassen. Die Wahrheit ist aber: Wenn die Situation zu Hause nicht mehr tragbar ist, dann nimmt der flüchtende Mensch jede Gefahr auf sich“, so das KAÖ-PräsidentInnen-Team Ferdinand Kaineder, Brigitte Knell und Katharina Renner.
„Seit dem Jahr 2014 sind mehr als 20.000 Menschen auf der Flucht übers Mittelmeer ums Leben gekommen. Menschen, die vor Krieg oder vor dem Hunger fliehen. Menschen, die aufgrund eines völlig falsch verstandenen Schutzes von Nationalgrenzen bewusst um ihr Recht auf Asyl gebracht wurden“, halten die KAÖ-Verantwortlichen fest.
„Folgenschwere Aushöhlung des Asylrechts“
„Das ist eine Aushöhlung des Rechts auf Asyl gerade auch in der Europäischen Union, die allen Anlass zu Besorgnis sein sollte. Was an den Außengrenzen geschieht, hat mit der Idee der EU nichts mehr zu tun. Da jede Möglichkeit, legal in ein sicheres Land zu kommen, unterbunden wird, sind Menschen gezwungen, lebensgefährliche Wege auf sich zu nehmen“, betont das PräsidentInnen-Team der KAÖ. Und das nicht nur im „fernen“ Griechenland, sondern auch wenige Stunden von Österreich entfernt. So verweisen Kaineder, Knell und Renner auf die Situation im bosnischen Bihac: Menschen, die versuchen, in Kroatien einzureisen, werden verprügelt und nach Bosnien zurückgedrängt. Viele haben durch solche „Pushbacks“ an den EU-Außengrenzen ihr Leben verloren. „Sie haben nicht mehr verlangt, als dass ihre Causa geprüft wird. Mit dem Wissen der Behörden wurde ihnen das verwehrt.“
In seiner Sozialenzyklika „Fratelli Tutti“ beklagt Papst Franziskus, dass Menschen auf der Flucht weniger Wert beigemessen wird als anderen, sie werden für weniger wichtig und für weniger menschlich gehalten. „Die Katholische Aktion Österreich fordert einen neuen, einen anderen Umgang mit Flüchtlingen. Krieg, Verfolgung, Umweltzerstörung und tiefe Armut werden in den nächsten Jahren eher noch zunehmen. Es braucht legale Wege in sichere Länder“, appelliert das KAÖ-PräsidentInnen-Team. „Wir als Gesellschaft müssen Möglichkeiten schaffen, hier bei uns um Asyl zu bitten, ohne auf dem Weg das eigene Leben aufs Spiel zu setzen.“
(jp/16.6.2023)