„Sonderschulen sind ein bildungspolitischer Rückschritt“
1993 haben die Vereinten Nationen den 3. Dezember als Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen ausgerufen. Er soll einen Beitrag dazu leisten, weltweit Bewusstsein und Sensibilisierung für Probleme und Anliegen von Menschen mit Behinderungen zu schaffen. "Dieser Tag erinnert uns daran, dass jeder Mensch Recht auf Teilhabe und ein Leben in Würde hat. Vieles haben wir erreicht, aber der Weg ist noch weit“, gibt Thomas Immervoll, Vizepräsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) zu bedenken. In Zeiten von Sparmaßnahmen geraten Errungenschaften im Bereich der Inklusion zunehmend unter Druck. Eine eklatante Fehlentwicklung sieht Immervoll, der hauptberuflich an der University of Applied Science (Hochschule für Angewandte Wissenschaften) St. Pölten/Department Soziales tätig ist, im aktuellen Comeback von Sonderschulen in Oberösterreich. Dieser Schritt wird mit einem Wunsch von Eltern begründet, ihr Kinder nicht in der Regelschule unterrichten zu lassen. „Wenn qualitätsvolle Inklusion an Schulen noch nicht ausreichend etabliert ist, darf das nicht zu weiteren Kürzungen in einem ohnehin schon unterfinanzierten Bereich führen. Sonderschulen sind ein bildungspolitischer Rückschritt, weil sie – wie ihr Name schon sagt – Kinder und Jugendliche aussondert, statt gesellschaftlich inkludiert. Statt Sonderschulen zu bauen, sollten die finanziellen Mittel in den Ausbau von Stunden für den inklusiven Unterricht gesteckt werden“, fordert Immervoll.
Durch Streichung von Förderprogrammen laufe unsere Gesellschaft Gefahr, Menschen mit Behinderungen wieder vermehrt an den Rand zu drücken, statt ihnen die volle Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben zu ermöglichen, warnt die Katholische Aktion. „Wir fordern die volle Umsetzung der Behindertenrechtskonvention. Menschen mit Behinderungen sollen in der Mitte der Gesellschaft stehen, nicht abseits. Das gilt für die Schule ebenso wie für das Arbeitsleben und das kirchliche Zusammenleben“, betont Thomas Immervoll.
(ps/2.12.2025)

