"Die Kirche hat von Beginn an Frauen in Leitungsaufgaben gesehen"
"Die Kirche hat von Beginn an Frauen in Leitungsaufgaben gesehen. Wer Frauen heute von Ämtern ausschließt, widerspricht den eigenen Wurzeln": Mit diesen Worten hat Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreich (kfbö) am Mittwoch (3.9.2025) zum Gedenktag der heiligen Phoebe die unverzichtbare Rolle von Frauen in der Kirche unterstrichen. Phoebe werde im Römerbrief ausdrücklich als Diakonin genannt und bezeuge damit, dass Frauen seit den Anfängen Verantwortung in Verkündigung, Seelsorge und Leitung übernommen hätten, erklärte die kfbö in einer Aussendung. Kirche sei dort glaubwürdig, wo sie Strukturen von Macht und Geschlecht hinterfrage, Frauen gleiche Teilhabe ermögliche und diese "nicht auf dienende Rollen reduziert", betonte die Frauenbewegung.
"Phoebe war keine Randfigur, sondern eine Frau in einem anerkannten Amt. Paulus selbst nennt sie Diakonin und Fürsprecherin vieler", erinnerte Ritter-Grepl. Die Erinnerung an Phoebe sei damit nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern eine feministisch-theologische Herausforderung, so die kfbö.
"Wir feiern Phoebe nicht als historische Randnotiz, sondern als Wegweiserin für eine Kirche von morgen. Ihr Beispiel bestärkt uns, für gleiche Würde und gleiche Verantwortung von Frauen einzutreten", erklärte Ritter-Grepl weiter. Der Gedenktag sei auch mit dem Aufruf verbunden, Hoffnung aus der kirchlichen Tradition weiblicher Leitungsaufgaben zu schöpfen. Erinnerung bedeute Veränderung, so die Frauenbewegung, und im Geist Phoebes stehe sie für Gleichberechtigung, Teilhabe und Erneuerung.
Auch in anderen Kirchen wird die Frage des Frauendiakonats diskutiert. So beschloss der Heilige Synod des orthodoxen Patriarchats von Alexandrien im November 2016 die Wiedereinführung des Diakonats für Frauen und setzte eine bischöfliche Kommission ein. Im Februar 2017 weihte Patriarch Theodoros II. in der kongolesischen Stadt Kolwezi erstmals sechs Frauen zu Diakoninnen. Bei weiteren Weihen, etwa in Harare, wurde nach Angaben von Fachleuten kein Unterschied mehr zu männlichen Diakonen gemacht.
Die Debatte über Diakoninnen wird in der Orthodoxie seit rund 150 Jahren geführt und hat in den vergangenen Jahren erneut an Intensität gewonnen. Der Frauendiakonat hatte im christlichen Osten bis in die Neuzeit, in der armenischen Kirche sogar bis zum Genozid im Osmanischen Reich 1915/16 Bestand. Er wurde kirchenrechtlich nie abgeschafft, seine Bedeutung nahm aber unter dem Einfluss der stärker islamisch geprägten Gesellschaften stetig ab. In der Russisch-orthodoxen Kirche kam 1906 bei ersten Vorbereitungen für das spätere Landeskonzil von 1917/18 der Vorschlag auf, den altkirchlichen Frauendiakonat zu erneuern.
„Phoebe erinnert uns: Frauen gestalten Kirche seit Anbeginn“
Siehe das KAÖ-Dossier Geschlechtergerechtigkeit
Quelle: kathpress/red.
(ps/4.9.2025)