KA Kärnten: Art des Polizeieinsatzes am Peršmanhof „sehr bedenklich“
Rolanda Honsig-Erlenburg, Präsidentin der Katholischen Aktion Kärnten, hat schwere Bedenken gegen die Art des Polizeieinsatzes am 27. Juni auf dem Gedenk- und Lernort Peršmanhof geäußert. "Es ist sehr bedenklich, dass man auf vermutete Verwaltungsübertretungen mit einem solch massiven Polizeieinsatz mit drei Streifen, Hubschrauber und Drohnen und Vertretern der Bezirkshauptmannschaft und sogar der Cobra reagiert. Das ist nicht nur aus christlicher Sicht untragbar und unsensibel, sondern auch gesellschafts- und demokratiepolitisch sehr bedenklich“, so Honsi-Erlenburg in einer Stellungnahme am 29. Juni.
"Der Peršmanhof ist einer der wichtigsten Erinnerungs- und Gedenkorte der Kärntner Slowen:innen und ein international beachteter Lernort. In diesem Zusammenhang ist auch das Jugend-Bildungscamp mit rund 60 Teilnehmenden zu sehen - junge Menschen, die gemeinsam darüber nachdenken und sich engagieren, dass solche Menschenrechtsverletzungen und Massaker niemals mehr geschehen dürfen, wie sie vor 80 Jahren an diesem Ort stattfanden", unterstrich die KA-Präsidentin.
An diesem deklarierten „Lern- und Erinnerungsort“ sollte man "mit jungen Menschen in angemessener Weise das Gespräch suchen, ihnen ermöglichen, an diesem geschichtsträchtigen Ort bei solchen Jugendcamps, natürlich unter Achtung gesetzlicher Rahmenbedingungen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und für die Zukunft zu lernen!"
Kritik auch vom Mauthausen-Komitee
Auch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), die KZ-Gedenkstätte Mauthausen (MM) und das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) äußerten in einer gemeinsamen Erklärung "große Besorgnis" über den Vorfall. Bei der Kontrolle eines Jugendbildungs-Camps des "Klubs slowenischer Studierender in Wien" waren laut Medienberichten rund 30 Polizisten, ein Hubschrauber, Drohnen, sowie auch Vertreter der Bezirkshauptmannschaft und der Sondereinheit Cobra im Einsatz. An dem Jugend-Bildungscamp sollen etwa 60 Personen teilgenommen haben. Auf dem Peršmanhof fand am 25. April 1945 ein Massaker an elf Zivilisten, darunter sieben Kindern, statt, verübt von einer Spezialeinheit des SS-Polizeiregiments. Heute ist der Hof in Bad Eisenkappel ein Museum und eine Gedenkstätte.
Der Persmanhof sei ein "hochsensibler Ort", so auch DÖW-Leiter Andreas Kranebitter. Polizeieinsätze hätten dort "nichts verloren, außer es geht um den Schutz der Einrichtung und ihrer Besucher:innen". Die Institutionen DÖW, MKÖ und MM würdigten auch das Team des Museums, das "seit Jahrzehnten großartige und wichtige Aufklärungsarbeit zu den nationalsozialistischen Verbrechen" leiste. Das Jugendcamp sei zudem im Vorfeld mit den Betreibern abgestimmt gewesen und wurde noch im April mit dem Ernst-Kirchweger-Preis für antifaschistische Bildungsarbeit ausgezeichnet.
Der Umfang des Einsatzes werfe auch Fragen hinsichtlich der Verhältnismäßigkeit auf: So würden die angeführten Gründe - etwa Verstöße gegen Natur- oder Campingrecht sowie ein angeblich "sittenwidriger Umgang mit der Gedenkstätte" - die Irritationen nicht ausräumen, hieß es in der Erklärung. "Wir fordern eine lückenlose Aufklärung des Vorgehens", betonten DÖW, MKÖ und MM. Auch der KZ-Verband, das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroka und das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) unterstützen die Forderung.
Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, zeigte sich über das "kolportierte Vorgehen" der Polizei "zutiefst irritiert". Will Mernyi, Vorsitzender des MKÖ, sprach von einem "traurigen Bild", das Österreich an diesem Wochenende abgegeben habe: Während am Samstag Rechtsextreme durch Wien zogen, sei am Sonntag ein antifaschistischer Gedenkort polizeilich gestört worden. "Solche Aktionen untergraben unsere jahrelangen Bemühungen eines würdigen Aufklärens und Gedenkens", so Mernyi wörtlich.
s. auch: www.persman.at
(jp/29.7.2025)