„Es reicht!“ - Wenn „Mental Load“ zur Überlastung wird
„Es reicht!“, stellte das FORUM BEZIEHUNG, EHE und FAMILIE der Katholischen Aktion Österreich heuer auf seinen Sommerbildungstagen fest. Im Fokus der Weiterbildung für Referent:innen in der Ehevorbereitung und Ehe- und Familienbildung sowie Mitarbeiter:innen der Beziehungs-, Ehe- und Familienpastoral, die von 13. bis 16. Juli 2025 in St. Virgil, Salzburg stattfand, war der gesellschaftliche "Mental Load", der auf Familien lastet.
Politische und gesellschaftliche Krisen, soziale und ökologische Verantwortung spielen in unsere privaten Verhältnisse ebenso hinein, wie der zunehmende Druck, sich und sein Lebensumfeld beständig zu optimieren. Politik und Arbeitswelt bürden den Menschen immer mehr Aufgaben auf. Auf der Tagung wurde nach Wegen gesucht, mit diesem Stress konstruktiv umzugehen und es ging um Resilienz, um die Bildung und Stärkung von Widerstandsfähigkeit und Wehrhaftigkeit von Paaren und Familien.
Klingenberger: Krisenberichte wirken tief in den Privatraum
„Mental Load“ (zu deutsch: mentale Last) bezeichnet in der Regel die Belastung, die (vor allem) Frauen in Beziehungen und Familien spüren, weil Aufgaben und Verantwortungsübernahme ungleich verteilt sind“, erklärt Coach und Bildungsberater Hubert Klingenberger, der als Referent die Sommerbildungstage prägte. "Gesellschaftlicher Mental Load hat seine Quellen in den Krisen und Prozessen in der Gesellschaft, wie zum Beispiel die Klimaangst und andere. Solche Krisenberichte reichen durch die Medien tief in unser Zusammenleben im Privatraum hinein und müssen ebenso bewältigt werden wie die Belastungen durch ungleich verteilte Care-Arbeit.“
Doch Mental Load ist schon lange nicht mehr nur ein zentraler Begriff für die Situation vieler Frauen. Inzwischen ist das auch zu einem Problem für Männer geworden. „Eine nur mehr zu sehr auf Leistung ausgerichtete Wirtschaft mit dem Anspruch Tag und Nacht für die Erwerbsarbeit zur Verfügung zu stehen, lässt andere Lebensbereiche zu kurz kommen“, warnt Luitgard Derschmidt, Leiterin der Sommerbildungstage. „Wenn der Kopf dann keine Pause mehr machen kann, wenn sich die Gedanken nur mehr im Kreise drehen, führt das zu Burn-outs, Depressionen und anderen Krankheiten. Viele Betroffene reden nicht darüber. Gerade deshalb ist es ungemein wichtig, sich mit diesen Fragen auseinander zu setzen."
Schluss mit „Jeder ist seines Glückes Schmied“
Behauptungen wie: „Jeder ist seines Glückes Schmied“ oder: „Alles ist machbar“ verschärfen die Belastung durch gesellschaftliche Entwicklungen und Anforderungen durch die Arbeitswelt. „Das ist ein drängendes Problem für Partnerschaften und Familien. Wir müssen die krank machende Wirkung gesellschaftlicher Bedingungen benennen. Nur so werden wir Wege finden, uns gesellschaftlich und individuell dagegen zu wehren“, betont Derschmidt. Erst dann sei es möglich, dass Partner*innen und Familienangehörige mit diesem gesellschaftlichen Stress konstruktiv umgehen und Wege aus der Überbelastung finden.
(ps/24.7.2025)