Ein Papst der Ermutigung, der Zumutung und der Überraschungen
Dieser Papst war von Beginn seines Pontifikates ein Mann der Überraschungen. Nicht nur seine Namenswahl als Franziskus I., sondern auch seine ersten Taten und Besuche, die er setzte, waren ungewöhnlich.
„Betet für mich“, hat von Beginn an eine partnerschaftliche, synodale Tonalität ausgestrahlt und den Dialoganspruch „auf Augenhöhe“ implementiert. Immer und überall ist er als Ermutiger für einen Dienst an und mit den Menschen aufgetreten. Seine aufrichtenden Worte, die selbst von Kirchenfernen als aufrichtig gesehen wurden, haben Hoffnung und Zuversicht selbst in schwierigsten Situationen geschaffen.
Seine Besuche bei Flüchtlingen und in Flüchtlingslagern wie in Lampedusa haben diesem Pontifikat eine klare soziale Ausrichtung gegeben, die Option für die Armen und Ausgegrenzten in die Tat umgesetzt.
Mit seiner Enzyklika "Laudato Si" hat er 2015 der Welt wahrscheinlich den größten Dienst erwiesen, um die sozial-ökologisch-spirituelle Transformation weiter anzustoßen und voranzubringen. Einem mitweltgerechten und fairen Leben hat er damit Raum und Resonanz bis in die Tat gegeben.
Kirchenintern hat Franziskus auf verschiedenen Ebenen vor dem selbstreferentiellen Klerikalismus gewarnt. Seine konsequente Art, mit dem Menschen zusammen Kirche zu sein, haben viele im hierarchischen Kirchenbild als echte Zumutung erlebt. Alle Getauften haben bei ihm gespürt, dass sie Kirche hier und jetzt sind. Christsein war für Franziskus in der Komfortzone nicht am richtigen Platz. Christsein hat seinen Ort an den Rändern, in der Fremde, im Anderen und in der Gemeinschaft über die eigenen Zirkel hinaus.
Mit der Weltsynode hat er dem Hören, dem Zuhören, dem Hinhören auf Augenhöhe eine besondere Bedeutung gegeben. In manchen Teilen der vatikanischen Hierarchie wurde das bis heute nicht verstanden und auch nicht angenommen. So war es diesem Papst nicht geschenkt, dass sich die strukturelle Körpersprache der Weltsynode im Sinne des Zweiten Vatikanums bisher – beispielsweise in der Geschlechtergerechtigkeit, in der tiefen Partizipation bei wesentlichen Entscheidungsprozessen oder in den von der Pastoral vor Ort geprägten Moralvorstellungen – in der Kirchenverfassung und in einem neuen Kirchenrecht abbilden. Mit zu vielen Widerständen war er im internen Bereich konfrontiert.
In der persönlichen Begegnung (ich habe ihn 2016 persönlich getroffen) war dieser Papst ein ungemein präsenter und aufmerksamer Mensch und ist den jeweiligen konkreten Menschen als hörender Hirte begegnet. Niemand konnte ihn antreiben, wenn er zugehört und sich Menschen zugewendet hat.
Als Katholische Aktion danken wir für dieses Beispiel tiefer und weiter Menschlichkeit.
Ferdinand Kaineder, Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ)
(jop/21.4.2025)