Kaineder: Kirche bei Festigung der Demokratie gefordert
Ferdinand Kaineder, Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), hat im Interview mit der Kirchenzeitung der Diözese Linz die Aufgabe der Kirche bekräftigt, zur Stärkung der Demokratie beizutragen. Im Blick auf nationale und internationale Entwicklungen sagt der KAÖ-Präsident, es habe ihn überrascht, "wie sehr die Bedrohung für das liberal-demokratische System gewachsen sei: "Hier ist es wichtig, dass wir Prozesse zu mehr Resilienz entwickeln - und ein Stück weit auch Wehrhaftigkeit und Verteidigung unserer Art leben." Christinnen und Christen dürften gleichzeitig nicht aus den Augen verlieren, dass die grundsätzliche jesuanische Lebenshaltung die Gewaltfreiheit sei. Daher sei es wichtig, die Wege zu gewaltfreien Lösungen offenzuhalten, so Kaineder.
Dass viele Menschen angesichts der Weltlage keine Nachrichten mehr schauen wollen, findet Kaineder zwar nachvollziehbar, "aber gerade jetzt braucht es das Hinschauen auf die ungeschminkten Tatsachen". Es sei die besondere Aufgabe der Kirche und der demokratisch gesinnten Menschen, Hintergründe wahrzunehmen. "Das mag mitunter frustrierend sein. Aber als Christinnen und Christen können wir die Begegnung mit der Welt aus einer tiefen Hoffnung heraus leben", zeigt sich der KAÖ-Präsident überzeugt: "Hoffnung heißt nicht, dass alles gut wird, sondern dass wir einen Beitrag leisten können auf dem Weg zu mehr Mitgefühl und Liebe sowie mehr Demokratie."
Kaineder räumt ein, "dass es der Welt der sozialen Medien, der Algorithmen gelungen ist, in die Seelen der Menschen einzudringen. Das hat zu mehr Gereiztheit und Offenheit für schräge Simplifizierungen geführt." Etwa auch im Bereich von Asyl und Migration. Zwar sieht auch er in diesem Bereich große Herausforderung, zum Beispiel in Schulklassen, in denen die meisten Kinder nicht Deutsch können. Doch das "Tor völlig zu schließen", könne nicht die Lösung sein. Der KAÖ-Präsident spricht sich für eine bessere Verteilung der Integrationslasten unter den Bundesländern aus.
Ferdinand Kaineder, Präsident der Katholischen Aktion Österreich, hat im Interview mit der Kirchenzeitung der Diözese Linz die Aufgabe der Kirche bekräftigt, zur Stärkung der Demokratie beizutragen.
Auf die neue Bundesregierung angesprochen, sagt Kaineder: "Ich möchte der Haltung widersprechen, dass jetzt alles ganz schnell gehen muss. Nicht schnell muss es werden, sondern gut." Natürlich habe die Regierung große Aufgaben vor sich, zum Beispiel die Budgetsanierung. Die Koalition sei breit aufgestellt, auch die oppositionellen Grünen hätten Mitarbeit zugesagt. "Gemeinsam kann hier Gutes gelingen", zeigt sich der KAÖ-Präsident überzeugt.
Verengter Blickwinkel beim Klimaschutz
Kritisch sieht Kaineder die Tatsache, dass beim Klimaschutz manches rückgängig gemacht wird: "Zum Beispiel ist bei der Mobilität der Blickwinkel verengt. Über die Probleme der Autohersteller wird gesprochen, nicht über die erfreuliche Lage von Betrieben, die den öffentlichen Verkehr ausstatten." Eine positive Entwicklung sei, dass beim Thema Bodenverbrauch ein wichtiger Pflock eingeschlagen worden sei.
Christliche Ansätze in Gesellschaft und Politik werden laut Ferdinand Kaineder in Zukunft mehr in Kooperation mit anderen Organisationen gelingen: "Das Christliche kann nicht isoliert dastehen, sondern wird wie ein Sauerteig wirksam und auch spürbar sein." Jenen, die sagen, die Kirche solle keine weitere Nichtregierungsorganisation sein, sondern sich auf das "Heil der Seelen" konzentrieren, wolle er antworten: "Es hat wenig Sinn, sich auf das Wohlergehen eines Fisches zu konzentrieren, das ihn umgebende Wasser aber außer Acht zu lassen. Auch Jesus hat Strukturen kritisiert, die Menschen unterdrücken."
Insgesamt wolle er für ein "einfaches, aber hellwaches und gemeinsames Leben" werben. Es könne nicht unendliches Wachstum geben, man müsse auch ergründen, "wie Reduktion geht". Das treibe ihn gerade in der Fastenzeit um.
kathpress/red
(eo/12.3.2025)