Theologin: Kirche muss Vorreiterin für Frauenrechte sein
Auf die Bedeutung des Einsatzes der Kirche für Frauen hat die ehrenamtliche Vorsitzende der Frauenkommission der Diözese Linz, Birgit Feldbauer-Durstmüller, hingewiesen. "Kirche und Christentum müssten Vorreiter für Frauenrechte sein", betont sie in einem Interview mit der Tageszeitung "Kurier" zum Weltfrauentag am 8. März. Notwendig sei dieses Engagement einerseits wegen der vielen Frauenmorde und der Gewalt an Frauen, andererseits aber auch, weil Frauen für die Weitergabe des Glaubens so wichtig seien. Erlebten sich Frauen in der Kirche als nicht gleichberechtigt, würden sich viele von ihr abwenden.
In Österreichs Kirche werde "manch guter Weg beschritten", man sei aber von einer Gleichberechtigung der Geschlechter noch weit entfernt, zieht die Theologin und emeritierte Vorständin des Instituts für Controlling und Consulting der Johannes Kepler Universität Linz Zwischenbilanz. Auch für die Kirche gelte: "Frauenförderung muss strukturell gedacht werden." Ein Schritt dazu sei der Beschluss der Bischofskonferenz, dass bis 2028 ein Drittel der Leitungsfunktionen von Frauen besetzt sein sollen. Derzeit werde der aktuelle Stand dazu gerade erhoben, Mitte des Jahres solle das Ergebnis vorliegen.
Feldbauer-Durstmüller bezeichnet es als "große Diskrepanz", dass in der Kirche Frauen mehrheitlich die Beschäftigten seien, Männer jedoch die meisten Leitungspositionen besetzten. Darauf habe eine Erhebung in der Diözese Linz aus dem Jahr 2019 gedeutet, wonach sechs Prozent der Frauen ehrenamtlich im kirchlichen Bereich tätig sind, jedoch nur drei Prozent der Männer. Diözesanbischof Manfred Scheuer sei gegenüber darauf Bezug nehmenden Forderungen von Frauen "sehr positiv" gestimmt, erkenntlich auch daran, dass österreichweit bislang nur in Linz eine Taufbeauftragung für hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Laienstand möglich ist.
Birgit Feldbauer-Durstmüller: "Auch für die Kirche gilt: Frauenförderung muss strukturell gedacht werden."
Die von Feldbauer-Durstmüller geleitete Frauenkommission ist eine Interessensvertretung von Frauen, die in der Katholischen Kirche Oberösterreichs tätig sind. Das aktuell 27-köpfige Beratungsgremium des Bischofs in Frauenfragen, das auch im Konsistorium und im Pastoralrat vertreten ist, setzt sich für strukturelle Gerechtigkeit und gleichberechtigte Beteiligung für Frauen in der Kirche ein, sowie für eine verstärkte Öffnung für das Wissen, die Erfahrungen und die Spiritualität von Frauen. Die Katholische Frauenbewegung der Diözese Linzist in der Frauenkommission durch Michaela Leppen und Karin Limberger vertreten.
Dass Frauen in der Kirche zu Diakoninnen und auch Priesterinnen geweiht werden, hält die Kommissionsvorsitzende im Interview für unabdingbar. Dass dies bislang nicht möglich sei, werde von vielen jungen Frauen und auch Männern nicht mehr akzeptiert. Ein Teilerfolg sei, dass sich der Pastoralrat der Diözese Linz in einem Mehrheitsvotum für Diakoninnen ausgesprochen habe, wobei zu einer konkreten Umsetzung noch viel fehle, wie die Theologin und Wirtschaftsexpertin einräumt. Vor allem nicht-theologische Gegenargumente gelte es dabei zu überwinden. Sie glaube nicht, selbst noch Priesterinnen zu erleben, sagt die 61-Jährige, Frauen im Diakonat halte sie in absehbarer Zeit jedoch für denkbar.
Die Frage nach der Weihe von Frauen lasse sich "nicht mehr wegdrücken", zumal auch bei der Weltsynode sichtbar gewesen sei, dass sie "aus jedem Erdteil kommt", sagt Magdalena Welsch, Frauenbeauftragte und Referentin für Gleichstellung der Diözese Linz, gegenüber der Zeitung. Würde die katholische Kirche das Thema "Ungleichberechtigung" lösen, "hätten wir mit vielen Frauen sofort ganz viel Kraft und einen unvorstellbaren Energieschub", so die Gleichstellungs-Referentin.
kathpress/red
s. auch KAÖ-Dossier zum Thema "Geschlechtergerechtigkeit" unter www.kaoe.at/dossiers
(eo/10.3.2025)