Weihnachten will Balance bringen
Und das Wort ist Klang geworden, lautet ein Buchtitel vom Geheimnis der Menschwerdung in der Musik. Weihnachten ist Menschwerdung, damals wie heute wie morgen. Beim ungeschminkten Hinschauen und Hinhören auf unsere Jetzt-Zeit ist der Schmerz der Armen, Flüchtenden, Hungernden, Vergewaltigten, Entrechteten, Ertrunkenen und von Bomben Getöteten nicht zu übersehen und zu überhören. Der feine Klang der tiefen und weiten Menschlichkeit mag sich nicht entfalten, scheint zu verstummen. Es ist, als hätten Empathie, Compassion und Liebe Pause.
Als besondere Geißel unserer Zeit sehen wir weltweit Kriege und gewalttätige Auseinandersetzungen. Dazu verbreitet sich fast ungebremst ein populistisches Herrschaftsdenken, das Eigennutz in einer narzisstischen Art in den Vordergrund rückt und das Gemeinwohl aus den Augen verloren hat. Habgier wird offen und sogar stolz zur Schau getragen, das egoistische Abschöpfen von Gewinnen als wirtschaftliche Höchstleistung verkauft und die dadurch entstandenen Schäden und Schulden werden dem Gemeinwohl hingeschmissen. Wir sehen viele autokratisch agierende Männer an den Hebeln der Macht, weltweit.
Viele Emotionen und Aufgeregtheiten kreisen um Flucht, Asyl, Migration und Integration. Es macht uns fassungslos, dass diese Themen auf der einen Seite populistisch so vermischt werden, dass ein tiefes Gefühl der Angst geschürt wird, und auf der anderen Seite dort am stärksten ausgeprägt sind, wo die wenigsten Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund in unmittelbarer Nähe leben.
Daher wird es notwendig sein, die mit Integration und Inklusion einhergehenden Herausforderungen und notwendigen Maßnahmen zügig und offenherzig umzusetzen. Wir wissen und spüren alle: Wer sich angenommen und willkommen fühlt, wird sich bald im neuen Umfeld einbringen wollen. Daher sind Mitsprache und Mitgestaltung in gleicher Weise wichtige Rahmenbedingungen, für alle, die immer schon hier sind, und jene, die als Flüchtende zu uns kommen oder gekommen sind.
Wo demokratische Prozesse gestärkt und eingelernt werden, dort breitet sich sozialer Friede aus. Ein barrierefreier Zugang zu Bildung und beruflichen Qualifikationen, zu Erwerbstätigkeit, zu gutem und leistbarem Wohnen und eine breite Teilhabe an Kultur- und Freizeitaktivitäten bringen oder halten das Leben in Balance. Niemand sollte abstürzen müssen.
Jesus ist draußen – weil drinnen kein Platz für sie war - in der Krippe zur Welt gekommen und wurde von dort weg Gottes Hoffnungsträger. Ein Leben lang hat dieser in der Krippe von Bethlehem zur Welt gekommene Mensch darauf geschaut, dass die Menschen in Balance kommen. Dazu gehörte die Sichtweise, dass es ein gutes und geheiltes Leben für alle geben kann, dass Gerechtigkeit und Fairness – gerade den Hinausgestoßenen gegenüber – ein empathisches Leben ermöglichen, dass eine weite Solidarität über die eigenen Grenzen hinaus eine friedvolle Welt ermöglicht. Ein Leben lang hat dieser Jesus versucht, der Versöhnung Raum zu geben und verschaffen, Hass und Ausgrenzungen einzugrenzen, die Machthabenden daran zu erinnern, dass sie nicht den Eigeninteressen, sondern dem Gemeinwohl zu dienen haben.
Daraus hat sich die Jesus-Bewegung durch die Geschichte ergeben, die Gewaltfreiheit, Gerechtigkeit, Liebe, Versöhnung und tatkräftiges Helfen als Ausdruck Gottes gesehen hat. Die Weihnachtskrippe ist die Erinnerung daran, ebenso in diesen Tagen die SeiSoFrei-Aktionen der Katholischen Männerbewegung und die schon eifrig probenden Sternsingerinnen und Sternsinger für die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar. Hier wie dort geht es um globale Fairness und Balance.
Möge durch alle Dunkelheiten hindurch sich der Klang Gottes hoffnungs- und liebevoll entfalten, für uns Menschen hörbar werden, uns alle wieder mehr in eine das Leben tragende Balance bringen.
Das Präsident:innen-Team der Katholischen Aktion Österreich
Mag. Ferdinand Kaineder, Dr.in Katharina Renner, Mag. Thomas Immervoll
Weihnachten 2024
(eo/12.12.2024)