Befreiungsfeier in Mauthausen: Ökumenischer Gottesdienst am 5. Mai
Im Rahmen der Internationalen Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen am 5. Mai gedenken die christlichen Kirchen in einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer. Der Linzer katholische Bischof Manfred Scheuer und der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka feiern um 10 Uhr den Gottesdienst in der Kapelle der oberösterreichischen Gedenkstätte. Die orthodoxe Kirche ist heuer nicht durch einen Geistlichen vertreten, da sie an diesem Sonntag nach julianischem Kalender Ostern feiert. Stellvertretend für die vielen Opfer wird bei dem Gottesdienst an Einzelschicksale besonders erinnert werden. Im Anschluss an den Gottesdienst findet um 11 Uhr die Internationale Befreiungsfeier statt. Die Katholische Aktion Oberösterreich wird mit einer eigenen Abordnung am Gedenkzug teilnehmen.
Inhaltlich wird der Gottesdienst - so wie die Befreiungsfeier insgesamt - unter dem Thema "Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus" stehen. Dazu heißt es auf der Website des Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ), das die Befreiungsfeier organisiert: „Die NS-Zeit war nicht nur von einer Veränderung des Rechtssystems, sondern auch von einer eklatanten Missachtung der Gerechtigkeit geprägt. Die Nationalsozialisten schufen ein neues Rechtssystem, das ihre Ideologie widerspiegelte. Gesetze wurden so beschlossen und interpretiert, dass sie den rassistischen und menschenverachtenden Zielen entsprachen. Dadurch wurden die Verfolgung, Enteignung und Ermordung von Jüdinnen und Juden, Romnja und Roma sowie anderer Gruppen ermöglicht. Die Nürnberger Rassegesetze sind ein drastisches Beispiel dafür, wie das Recht in der NS-Zeit pervertiert wurde und äußerste Ungerechtigkeit hervorbrachte. Die Justiz wurde instrumentalisiert: Sie diente der Verfolgung und Unterdrückung Andersdenkender und – im Sprachgebrauch des Regimes – ‚Andersartiger‘. Ein zentrales Instrument der Umgestaltung war die Gleichschaltung des Justizapparates. Die Unabhängigkeit der Justiz wurde rasch untergraben.“
„Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs versuchten die Siegermächte, auf internationaler Ebene Gerechtigkeit wiederherzustellen. Die Nürnberger Prozesse (1945 – 1949), in denen die Hauptverantwortlichen für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Rechenschaft gezogen wurden, waren ein Schritt in diese Richtung. Die Gründung der Vereinten Nationen (UNO, 1945) und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948) waren weitere. Das dunkle Kapitel des Nationalsozialismus zeigt, dass Recht nicht immer Gerechtigkeit bedeutet. Recht kann auch heute von autoritären Regimen missbraucht werden, um Unrecht zu legalisieren. Es liegt in unserer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass das Recht immer einem höheren moralischen Standard entspricht und dass wir als Gesellschaft aktiv gegen Ungerechtigkeiten vorgehen. Entscheidend ist der Schutz der Rechtssysteme durch unabhängige Institutionen, damit Gerechtigkeit für alle gewährleistet wird und Menschenrechtsverletzungen verhindert werden“, so das MKÖ.
Fest der Freude am 8. Mai
Am Mittwoch, 8. Mai, dem 79. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht, findet ab 19.30 Uhr das "Fest der Freude" auf dem Wiener Heldenplatz statt. Es musizieren wieder die Wiener Symphoniker. Bundespräsident Alexander van der Bellen wird die Eröffnungsworte sprechen. Als Zeitzeugin wird Rosa Schneeberger auftreten. 1936 in Wien geboren, wurde sie 1941 gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern verhaftet und in das Lager Lackenbach im Burgenland, im NS-Jargon auch „Zigeuner-Anhaltelager“ genannt, deportiert. Vier Jahre ihrer Kindheit musste sie in diesem Lager unter unmenschlichen Bedingungen verbringen, bis zur Befreiung 1945.
Die Befreiungsfeier wie auch das Fest der Freude werden auf ORF III übertragen und auf den Online-Kanälen des MKÖ international gestreamt. (Programm und weitere Info: www.mkoe.at)
(jp/26.4.2024)