Kaineder: „Synodaler Weg in Deutschland führt in die Zukunft“
Unverständnis und Enttäuschung angesichts der Kritik aus dem Vatikan und von Kardinal Christoph Schönborn am Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland äußert der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder. „Lasst doch dem synodalen Weg in Deutschland seine Zukunftserfahrung machen“, schreibt Kaineder in einem Beitrag auf seiner persönlichen Website. Der synodale Weg in Deutschland versuche prophetisch „den gemeinsamen Weg von Bischöfen und Laienchristinnen und -christen in die Zukunft“. Nun werde der Synodale Ausschuss, „der mit breitester Mehrheit von Bischöfen und Laienvertretungen als Ausdruck der gemeinsamen Leitungsverantwortung kreiert wurde, von außen als Spaltungswerkzeug interpretiert und desavouiert, auch von Österreich her“, bedauert Kaineder.
Der Vatikan brachte vor wenigen Tagen erneut seine Skepsis gegenüber dem Synodalen Weg zum Ausdruck. Die Kirche in Deutschland sei nicht befugt, ein gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten, und die Deutsche Bischofskonferenz sollte eine Abstimmung darüber von ihrer Tagesordnung nehmen. Kardinal Schönborn sagte dazu in einem Interview für das Portal "communio.de", der geplante Synodale Ausschuss stünde im Widerspruch zur Verfassung der Kirche und Theologie des Konzils.
"Zerreißprobe für Liebe zur Kirche"
Die deutsche Ordensfrau Sr. Katharina Kluitmann reagierte auf die Intervention des Vatikans mit einem offenen Brief an den Papst, in dem es u.a. heißt: „Lieber Papst Franziskus, jetzt weiß ich wirklich nicht mehr weiter! Die Liebe zur Kirche wird gerade auf eine Zerreißprobe gestellt. Denn von Ihnen und aus der Kurie werden unserem Mühen, in Deutschland synodal Kirche zu sein, immer neue Hindernisse in den Weg gelegt.“
Kaineder schreibt dazu, der Brief der Ordensfrau spreche ihm aus dem Herzen. Er sehe „keinerlei spaltende Tonalität, sondern das ehrliche gemeinsame Bemühen, in ehrlicher Aufarbeitung der systemischen Fehler in der Kirche den Weg in Deutschland in die Zukunft zu finden und diesen Weg gemeinsam, in gemeinsamer Verantwortung, in einer Kultur des Aufeinander-Hörens und der gegenseitigen Ermutigung zu gehen. Und ganz viele sollen den Weg mitgehen können.“ Er wünsche sich, dass der Synodale Weg „nicht gehemmt, sondern ernst genommen wird“. Aber offenbar herrsche in der Kirchenführung „Angst vor ungeschminktem Hinhören und Aufbruch“.
Der KAÖ-Präsident sieht daher auch die Intervention von Kardinal Schönborn als unangebracht. Er erklärt sie sich aber mit der Skepsis, die Schönborn bereits mehrfach gegenüber einer stärkeren Einbeziehung des Gottesvolkes in kirchliche Verantwortungsstrukturen gezeigt hat. So habe Kardinal Schönborn beim Begräbnis von Weihbischof Helmut Krätzl im Vorjahr rückblickend auf das Konzil in der Predigt gemeint: „Du hast das Konzil als Aufbruch erlebt, ich selber als Bedrohung.“ Als Wiener Erzbischof habe er „den diözesanen Pastoralrat vor Jahren einschlafen lassen. Dieses wohl wertvollste Instrument synodaler Beratungen und Entscheidungen in einer Diözese ist bis heute – auch nicht nach der ersten Session der Weltsynode – nicht wieder in Kraft gesetzt worden“. „Aus meiner Sicht wäre es viel feiner, wenn wir im eigenen Haus an der Synodalität ganz praktisch und in ganz konkreten Projekten in Österreich ans Werk gehen würden“, so Kaineder.
„Wir sind dankbar für die transparente und systematische Arbeit an der Synodalität in Deutschland. Wir profitieren in Österreich von dieser Expertise“, unterstreich der KAÖ-Präsident. Denn die katholische Kirche „verläuft sich in den oberen Etagen gerade wieder einmal intensiver in der Machtfrage. Der Synodale Weg in Deutschland wird von den (erz)konservativen Kräften als Bedrohung gebrandmarkt, Einheit im machtpolitischen Sinne mit ‚Einheitlichkeit‘ und nicht als ‚größte gemeinsame Vielfalt‘ verstanden. Katholisch wird damit für die Menschen immer enger, einschränkender und eben als machtpolitisch erlebt, damit irrelevant für das alltägliche praktische Leben. Und genau solche Biotope und Milieus fliehen die Menschen.“
(jp/21.2.2024)