Gegen spalterische Politik aufstehen
Mehrere zehntausend Menschen sind vergangenen Freitag in Wien, Salzburg und Innsbruck gegen Rechtsextremismus und Rassismus auf die Straße gegangen. Darunter auch christliche, muslimische und jüdische Religionsvertreterinnen und Religionsvertreter. Auch Religionen hätten den Auftrag, gegen demokratiefeindliche Politik aufzustehen, die die Gesellschaft spalte und Menschen ausschließe, so der gemeinsame Tenor der Religionsvertreter, wie ein Lokalaugenschein der ORF-Religionssendung "Orientierung" am Sonntag ergab.
Ferdinand Kaineder, Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), warnte gegenüber dem ORF vor einer Politik, die Migrantinnen und Migranten ausschließe. Zu glauben, dass "wir mit diesem Sündenbockmechanismus, den wir aus dem Alten Testament kennen, die Gesellschaft zusammenhalten können", sei ein großer Irrtum. KAÖ-Vizepräsidentin Katharina Renner forderte ein Gegengewicht zu einem Diskurs, der spaltet und hetzt. Josef Zechmeister, Vorsitzender der Katholischen Jungschar der Erzdiözese Wien, unterstrich bei der Demo: "Wir stehen nicht für Ausgrenzung oder Hass, wir stehen für Nächstenliebe, Toleranz und den Einsatz für die, deren Stimmen nicht gehört werden können."
"Ich finde es sehr bedeutsam, dass Menschen aufstehen, sich einsetzen und in Bewegung setzen", sagte die ehemalige Präsidentin der Frauenorden Österreichs, Sr. Beatrix Mayrhofer. "Wir sind da und wir setzen ein Zeichen", trotz des Regens, so die Ordensfrau, in der „Orientierung“. P. Franz Helm, Koordinator für die Europa-Zone der Steyler Missionare (SVD), forderte mit Blick nach Deutschland auch katholische Würdenträger in Österreich dazu auf, sich einer Politik entgegenzustellen, die Menschen ausgrenze. Auch die Tiroler Ordensfrau Sr. Notburga Maringele, die in Innsbruck demonstrierte, mahnte ein, gemeinsame Wege zu finden, "und nicht einfach nur nach Sündenböcken zu suchen", auf die man "draufhaue".
Jüdische und muslimische Stimmen
Tarafa Baghajati, Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen (IMÖ), mahnte, dass fremdenfeindliche Politik im Wahljahr 2024 nicht die Oberhand gewinnen dürfe. Hatice Sahin-Ilter, stellvertretende Vorsitzende der Frei-Aleviten Österreich, sagte, dass Alevitinnen und Aleviten dem Humanismus verpflichtet seien. Religion und Nationalität dürften keine Rolle spielen: "Alle Menschen sind gleich. Wir möchten in Demokratie, Frieden und Freiheit leben."
Auch die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) und die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH) meldeten sich zu Wort. MJÖ-Sprecherin Hager Abouwarda zeigte sich überzeugt, dass die Demonstration ein Zeichen des Mutes und der Hoffnung sei. "Mut und Hoffnung sind stärker als dieser ganze Hass und die Spaltung, die wir in den letzten Jahren so oft erlebt und beobachtet haben". JöH-Präsident Alon Ihay rief ebenso dazu auf, für eine solidarische Gesellschaft zu kämpfen und "Seite an Seite gegen den Hass aufzustehen".
Die Demonstrationen in Österreich folgten auf die Kundgebungen in vielen deutschen Städten, an denen sich nach den Enthüllungen über ein Treffen von Rechtsextremisten mit Unternehmern und AfD-Politikern hunderttausende Menschen beteiligt hatten. Seitens der Kirchen und Religionsgemeinschaften wurden die Demonstrationen breit unterstützt. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, sagte bei der Demo in Hamburg: "Christlicher Glaube und völkisches Denken passen nicht zusammen, genauso wenig wie Kreuz und Hakenkreuz!"
Quellen: Orientierung; Kathpress
s.auch: "Orientierung" vom 28.1.2024 (online bis zum 3.2.2024)
(ps/30.1.2024)