„In der Ökumene auch ungewöhnliche Schritte und Ideen wagen“
Die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen hat heuer als Leitwort einen Satz aus dem Lukasevangelium, der für alle Christen zentral ist: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ An diesem Leitstern christlichen Lebens und Handelns kommt kein Christ, keine Christin vorbei, welcher Konfession immer er bzw. sie angehört. Auf die Frage, wer denn nur der Nächste sei, erzählt Jesus das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der einen Menschen versorgt, der Opfer von Räubern wurde.
Hört man die aktuellen Nachrichten vor dem Hintergrund dieses Gleichnisses, erscheint einem die aktuelle Welt als Gegenprogramm zu diesem. Nicht Sorge füreinander, sondern Wegsehen, Konflikt, Hass, Neid, Ausbeutung nicht nur der Mitmenschen, sondern gesamten Schöpfung scheint zu dominieren. Angst voreinander und Feindbilder haben Hochkonjunktur.
Die Ökumenische Bewegung hat es in den vergangenen Jahrzehnten ein sehr weites Stück geschafft, Feindbilder zwischen den christlichen Konfessionen zu überwinden; nicht überall und nicht bei allen, aber bei vielen. In Österreich ist viel gelungen, speziell auch im Verhältnis zu den Ostkirchen. Die Katholische Aktion hat dieses Bemühen um Aussöhnung und Annäherung tatkräftig unterstützt, und sie tut es nach wie vor.
„Suche nach tiefgreifendem Miteinander“
Gewandelt haben sich nicht nur die Beziehungen zwischen Kirchen und Konfessionen, gewandelt hat sich auch das Verständnis von Ökumene. Im Fokus steht nicht mehr eine in Organisation und Lehre vereinheitlichte Kirche, sondern eine Einheit in Vielfalt, getragen von gegenseitigem Respekt, gemeinsamen Anliegen und – wenn nötig – gegenseitiger Unterstützung. Idealerweise ist diese Einheit von einem starken Netzwerk getragen. In der Praxis ist es oft noch mehr ein vorsichtiges oder auch wohlwollendes Nebeneinander als ein tiefgreifendes Miteinander.
Als Katholische Aktion, die vom konkreten Engagement ihrer Mitglieder an der Basis lebt, sehen wir es als wichtige Aufgabe, gerade auf dieser Ebene die praktische Ökumene auszubauen. Während der ökumenischen Gebetswoche vom 18. bis 25.1. finden viele ökumenische Gottesdienste statt. Wir laden ein und ermutigen, diese Gottesdienste nicht nur zu gemeinsamem Feiern und Begegnung zu nutzen, sondern auch zu Überlegungen, welche neue Schritte, Initiativen, vielleicht auch ungewöhnliche Ideen und Versuche man als Christen unterschiedlicher Konfessionen gemeinsam angehen könnte. Die Herausforderungen, vor denen wir als Kirche heute stehen, bieten dazu viele Gelegenheiten.
Ökumene führt auch in interreligiösen Dialog
In der Welt von heute sieht sich die christliche Ökumene zugleich verpflichtet, das Streben nach Gemeinsamkeit auf die interreligiöse Begegnung und den Dialog mit den Weltreligionen auszuweiten. Ein wesentliches Ziel von Ökumene war und ist der Friede, und Friede ist nicht ohne interreligiöse Verständigung möglich. Das zeigt sich auch in den Texten zur Ökumene-Woche, die heuer international von den Kirchen in Burkina Faso vorbereitet worden sind.
Nähere Infos zur Gebetswoche gibt es auf https://www.oekumene.at/
(ps/17.1.2024)