ZeitZeichen neu: Was gefährdet, was stärkt Demokratie?
Was gefährdet, was stärkt Demokratie(n)? Die Weihnachtsausgabe des KABÖ-Magazins „ZeitZeichen“ schaut nicht nur auf aktuelle Entwicklungen in Österreich und darüber hinaus, sie erinnert auch an die Erosion demokratischer Strukturen vor rund 100 Jahren hierzulande, die Entwicklung des Ständestaats, dessen Gründung im kommenden Jahr sich zum 90. Mal jährt. Was ist daraus zu lernen? Eine Übersicht über den Heftinhalt gibt Chefredakteurin Elisabeth Ohnemus im editorial:
„Demokratie auf dem Prüfstand – auch das hätte ein Titel für die vorliegende Ausgabe von ZeitZeichen abgegeben, denn: in unterschiedlichen Graden sind Demokratien in Europa und weltweit, auch die in Österreich, ins Wanken geraten. Was gefährdet Demokratie? Was stärkt sie?
Die Demokratieforscherin Tamara Ehs gibt eingangs einen Überblick über Instrumentarien und Erscheinungsweisen des Demokratieabbaus und empfiehlt, hierzulande auf die Zwischenkriegszeit zurückzuschauen: „Zwar ist die Ausgangslage für Österreich heute um ein Vielfaches besser, weil die Sicherungssysteme gefestigt und die internationale Einbindung stärker sind, dennoch können aus der Erfahrung der Zerstörung der Ersten Republik Lehren gezogen werden.“
Im kommenden Jahr, 2024, jährt sich die Gründung des faschistischen Ständestaats in Österreich zum 90. Mal. ZeitZeichen schaut zurück und nimmt insbesondere die Rolle der katholischen Kirche im Zuge der seinerzeitigen politischen Entwicklungen in den Blick. Was hat diese Rolle während des Erosionsprozesses der Demokratie in den 20er- und 30er-Jahren ausgemacht? Das analysiert der Historiker und Leiter der sozialpolitischen Abteilung der steirischen Arbeiterkammer Werner Anzenberger. Wie sind katholische Kirche und das Dollfuß -/Schuschnigg-Regime zueinander gestanden? Dieser Frage geht die Kirchenhistorikerin Michaela Sohn-Kronthaler nach.
Weit zurück in die Geschichte schaut die Direktorin der Arbeiterkammer Wien, Silvia Hruschka-Frank, um den Beitrag der Arbeiterbewegung zur Entwicklung und Durchsetzung demokratischer Strukturen in Österreich nachzuzeichnen – und dem häufig unreflektierten Ausdruck, die Erste Republik sei einfachhin „entstanden“, historische Fakten entgegenzusetzen.
Was Demokratie heutzutage stärken kann, erörtert Wolfgang Greif, Leiter der Bildungsabteilung der Gewerkschaft der Privatangestellten, aus Sicht von Arbeitnehmer:innen: ausgeprägte Beteiligungs- und Mitbestimmungsstrukturen in Betrieb und Wirtschaft seien ein wesentlicher Beitrag zu einer lebendigen Demokratie. Und Margit Appel, Politologin und gemeinsam mit Barbara Prainsack Autorin des im Jänner erscheinenden Buches „Arbeit-Care-Grundeinkommen“, fokussiert auf Erwerbs- und Sorgearbeit als wesentliche „Orte des Ringens um (Re-)Demokratisierung“.
Und Kirche und Religion heute? „Demokratie braucht Religion“, konstatiert KABÖ-Betriebsseelsorger Karl Immervoll, ein waches Auge aber müsse auf fundamentalistische Tendenzen in allen monotheistischen Religionen geworfen werden, denn diese, so der steirische KAB-Vorsitzende Martin Hochegger, gefährdeten – in Reaktion auf Modernisierungsprozesse - die Demokratie.
Jedenfalls: braucht Demokratie eine gepflegte Streitkultur, wie KABÖ-Vorsitzende Anna Wall-Strasser feststellt. Die Autorin Susanne Jalka hat kürzlich dazu ein ganzes Buch geschrieben, die Forderung ist Titel: Streitkompetenz“.
ZeitZeichen zum Kennenlernen: 3 Ausgaben des viermal jährlich erscheinenden Magazins können im Rahmen eines „Schnupperabos“ gratis bezogen werden. Bei Interesse: email an kab.office@kaoe.at Im Fall einer Abobestellung im Anschluss an ein Schnupperabo fällt lediglich der Aufpreis auf ein Jahresabo an. Preis für ein Jahresabo: 17,- Euro. Preis für ein Einzelheft: 5,- Euro.
ZeitZeichen ist, jeweils ca. 2 – 3 Wochen nach Erscheinen der Druckausgabe, auch digital abrufbar unter https://www.kaboe.at/site/oesterreich/zeitzeichen
s. auch KAÖ-Dossier zum Thema „Arbeit und soziale Fairness“ https://www.kaoe.at/dossiers
(eo/20.12.2023)