„Bike4Peace“: Pax Christi-Friedensfahrt vom Brenner nach Trient
Ein Zeichen für Frieden und gegen Krieg setzen Engagierte der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“ mit einer Friedensfahrt am Radweg von der Brennergrenze über Brixen und Bozen bis Trient. Die „Bike4Peace“-Fahrt startete am Freitag, organisiert von Pax Christi Österreich und Pax Christi Italien. Bis Sonntag, 3. September, werden rund 40 Personen an der Tour teilnehmen. „Der Zeitpunkt der Friedensradfahrt ist bewusst gewählt. Der 1. September gilt international als Anti-Kriegstag mit der Botschaft: ‚Nie wieder Krieg!‘“, unterstreicht Klaus Heidegger, einer der Organisatoren, der auch Vorsitzender der Katholischen Aktion der Diözese Innsbruck ist.
„Angesichts der fortdauernden Kriegshandlungen in der Ukraine und in vielen anderen Teilen der Welt sowie angesichts der militärischen Aufrüstung und aggressiver Militärbündnisse braucht es die klaren Botschaften der Kirchen und Religionsgemeinschaften auf der Grundlage der jüdisch-christlich-islamischen Wurzeln: Gott ist Schalom - Friede - Salam. Der Weg zum Frieden führt nur über Gewaltverzicht und Versöhnung“, so Heidegger.
Der 1. September ist in den christlichen Kirchen auch der Auftakt zum Schöpfungsmonat, der bis zum Gedenktag des Hl. Franz von Assisi am 4. Oktober dauern wird. „Frieden mit der Schöpfung und Frieden unter den Menschen sind untrennbar miteinander verbunden. Die Fahrt entlang des Eisacks und der Etsch wird uns daran erinnern, welche Gefahren mit der zunehmenden Erhitzung der Erde aufgrund der veränderten klimatischen Bedingungen verknüpft sind“, betont Heidegger.
„Die Orte der Friedensfahrt sind bewusst gewählt. Der Brenner erinnert an eine Grenze, die als Folge von Kriegen über Jahrzehnte willkürlich Menschen voneinander trennte. Zugleich kann dieser Ort auch ein Lehrbeispiel sein, wie auf diplomatischem Weg und über Friedensverhandlungen die Selbstbestimmungsrechte von Völkern und Sprachgruppen gelebt werden könnten. Das zweite Autonomiestatut für Südtirol ist 50 Jahre alt und würde als exemplarisches Modell für die Lösung von vielen kriegerischen Konflikten auf der Welt – vom Donbass über die Krim und Palästina bis nach Tibet dienen können“, heißt es in der Einladung zur Friedensfahrt.
Erinnerung an beispielgebende Persönlichkeiten
In Brixen, Klausen, Bozen, Kurtatsch und Trient werden die Teilnehmer der Radtour „Impulse von Menschen aufnehmen, die mit dieser Gegend verknüpft sind“: des Südtiroler Politikers Alexander Langer (1946-95), „der uns als Inspiration für eine Politik dienen kann, die Mehrsprachigkeit und ethnische Vielfalt als Chance begreift“; des Südtiroler Missionars Luis Lintner (1940-2002), der sich in Brasilien stark für soziale Gerechtigkeit einsetzte und erschossen wurde und „uns einmal mehr die Notwendigkeit eines befreiungstheologischen und politischen Blicks auf die Weltkirche aufzeigen wird“, so Heidegger.
In Klausen wird der Blick in die frühe Reformationszeit gerichtet, auf das Ehepaar Jakob und Katharina Hutter, die sich Anfang des 16. Jahrhunderts für die Täuferbewegung anschlossen und dafür 1536 bzw. 1538 hingerichtet wurden. Sie sollen „für die pazifistische Tradition der Kirchen sensibilisieren“. Der seliggesprochene Kriegsdienstverweigerer Josef Mayr-Nusser (1910-45) zeige, dass die Worte von Hannah Arendt, die als Mahnung heute auf einem Denkmal in Bozen stehen („Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“) „nie ihre Gültigkeit verlieren dürfen“, so Heidegger weiter. Die Lehrerin Angela Nikoletti (1905-30) aus Kurtatsch, die in Katakombenschulen unterrichtete, „soll in uns den widerständischen Geist gegen ungerechte Bevormundung wachhalten. In einer Zeit, in der postfaschistische Politik Frieden und Gerechtigkeit gefährden, braucht es solche Ermutigungen.“
„Friedensenzyklika“ Johannnes XXIII. als roter Faden
Der rote Faden während der Friedensfahrt von Pax Christi sollen die friedensethischen Impulse sein, die vor 60 Jahren Papst Johannes XXIII. in seiner Enzyklika „Pacem in terris“ ausformuliert hat. „Wir stehen heute, noch mehr als 1963, vor der Gefahr einer atomaren Auseinandersetzung. Heute wird wieder mit Blick auf den Angriffskrieg des russischen Regimes mit dem Konzept des ‚gerechten Krieges‘ argumentiert, das Johannes XXIII. vor 60 Jahren durch das Paradigma des ‚gerechten Friedens‘ ersetzt hat, indem er statt Aufrüstung supranationale Zusammenarbeit und Friedensbildung propagierte“, betont der Tiroler Pax Christi-Aktivist und KA-Vorsitzende.
(jp/1.9.2023)