Diversität und Vielheit trägt die Katholische Aktion
Im Rückspiegel auf das Jahr 2022 der KAÖ wird sichtbar, dass uns einige wesentliche gesellschaftspolitische Themen beschäftigt haben und mit den KA-Dossiers wichtige Beiträge am synodalen Weg gelungen sind. Das vielfältige Netz der KA und ihrer Gliederungen trägt in sich, was hart an der Zukunftsfrage angesiedelt ist: Diversität, Biodiversität und Vielheit.
In vielen Gesprächen und unterschiedlichen Treffen des Präsident:innenteams mit Ferdinand Kaineder (Präsident), Katharina Renner und Brigitte Knell (Vizepräsidentinnen) wurden „Handlungslandkarten“ geschaffen. Das Selbstverständnis als „Präsident:innen-Team“ wurde etabliert und medial von Beginn an übernommen. Ein wesentlicher Schritt in Richtung Synodalität, die im Vorjahr überall im Mund geführt wurde.
In einer hierarchisch und medial männlich geprägten Kirche wurde ein neues Selbstverständnis gepflegt: Die KA und Gliederungen wurden als Netz auf Augen- und Ohrenhöhe gesehen und es wurde versucht, die KA in der Kommunikation als „Netzmarke“ (und nicht als Dachmarke) zu profilieren. Geholfen hat bei aller Verschiedenheit und Unterschiedlichkeit das Bild von der „größten gemeinsamen Vielfalt“. Oder: Vielfalt stärkt, Gemeinschaft hält. Es ist nach anfänglichen Schwierigkeiten gelungen, Stärken zu stärken und Verbindungen, Verbündungen und Synapsen in Vielheit, Vielfalt zu pflegen, den Humor und das Augenzwinkern nicht zu vergessen.
Das Bewusstsein, dass gerade Zwischenräume Realitäten schaffen, ist gewachsen. Dafür wurde der mediale Resonanzraum von Anfang an aktiv genutzt für die Ziele und Leitlinien der KAÖ. In zahlreichen Interviews und Vorstellungen sind diese Sprachbilder zur Anwendung gekommen. Die handelnden Personen und die Stärke der KA sind darauf angesprochen worden. Das Netz der KAÖ und Gliederungen verbindet das ungeschminkte Hinhören, das Wahrnehmen und das Verbünden auf gemeinsame Ziele hin. Das Bild vom gemeinsamen Gehen und Pilgern hilft dabei. Sehen – urteilen – handeln sind aktueller denn je.
Aus dem gemeinsamen Verständnis des Netzes wurden Themen aktiv angesprochen:
- Angesichts des Ukraine-Krieges soll „jede Verhandlungschance genützt“ und sollen „weiter gewaltfreie Konfliktlösungen gesucht werden“, so das KA-Dossier „Weg zum Frieden“.
- „Schöpfungsverantwortung ist Teil der christlichen DNA“, „KA unterstützt den Klimawandel-Appell des Club of Rome“ oder „KA wirbt für ein Leben im Weniger“ mit Hinweis auf das Dossier „Ökologische Umkehr und Mitweltverantwortung“.
- „KA übergibt Dossiers an die politischen Parteien“ wurde mit der Partei der Neos begonnen und wird im neuen Jahr weitergeführt. In politische Richtung wurde „eine Erweiterung des Wahlrechtes“ gefordert und beispielsweise ein „Subventionsstopp für OKTO-TV“ kritisiert, um kritischen und regionalen Journalismus nicht zu verlieren. Dem „schwindenden Demokratievertrauen“ wurde ebenso entgegengewirkt wie einer populistischen Migrationsfeindlichkeit.
- „Dem Trend zu prekärer Arbeit“ entgegentreten wurde mit Blick auf das Dossier „Arbeit und soziale Fairness“ in verschiedenen Kontexten thematisiert. Hier braucht es auch ein „kritisches Verhältnis zur neuen Digitalisierung“.
- Der synodale Prozess „zeigt auch Gegensätze auf“, etwa im Verständnis der Geschlechtergerechtigkeit. Es braucht es eine „rechtlich neue Verfasstheit der Kirche“, die eine wirkliche Gleichwertigkeit der Geschlechter in allen kirchlichen Feldern ermöglicht, wird auch im KA-Dossier „Geschlechtergerechtigkeit“ hervorgehoben.
- Mit Blick auf die verschiedenen diözesanen Reformprozesse werden „Bedenken geäußert“, dass das breite und eigenverantwortliche Engagement von Engagierten eingeordnet wird, und es wurde „ermutigt zur breiten Beauftragung von Laien durch die Diözesanbischöfe auch im sakramentalen Bereich“ - mit Hinweis auf das Dossier „Beteiligung und Mitweltgerechtigkeit“. Gerade im Blick auf das gemeinsame Pilgern am synodalen Weg in Österreich muss „Kirche unter den Menschen sein“ und „braucht es ein zeitgemäßes Ehrenamt“. Anhand von einzelnen kirchlichen Persönlichkeiten wie Bischof em. Maximilian Aichern zum 90. Geburtstag oder Ferdinand Klostermann zum 40. Todestag wurde an ein breites Verständnis von Kirche erinnert gegen klerikale Engführungen.
- Vor allem in den Gliederungen und den Diözesen sehen wir die Grundanliegen der KA verwirklicht, wenn gerade jetzt beispielsweise von der Jungschar Kinder hinausgehen zu den Menschen, Wünsche und Segen bringen und einsammeln, damit woanders gut geholfen werden kann. Das ist die realisierte „Geh-hinaus-Kirche“, von der die Bischöfe dort und da reden. Dazu kommt, dass im vielfältigen Netz der KA und Gliederungen diese selber zu verschiedenen ihnen aus ihren Aufgaben und Zielsetzungen naheliegenden Themen ihre Stimme öffentlich erhoben und auch kampagnisieren. Wir denken an die Dreikönigsaktion der Jungschar, die 24 Stunden ohne Kompromiss der Jugend, den Familienfasttag der kfb, die Aktion Sei so frei der KMB oder auch die Aktionen rund um den 1. Mai der KAB.
Nach innen ist es gelungen, mit einem Kommunikationskonzept die Website www.kaoe.at als schnelle Informations- und Rechercheseite zu etablieren.
„Gespräche die hinhören“ führten wir online mit dem Soziologen Franz Höllinger (Graz) und der Momentum-Leiterin Barbara Blaha.
Einen Schwerpunkt zu Kommunikation neu zu etablieren mit den entsprechenden eigenen Ressourcen kann nun angegangen werden. Jetzt wurde der Umbau im Generalsekretariat begonnen mit der Ausschreibung für eine:n neue:n Generalsekretär:in.
Nicht gelungen ist es bisher, die geistliche Assistenz nach dem Abgang von Paul Zulehner neu zu bestellen.
Worum geht es im Netz der KA und Gliederungen im Wesentlichen, in aller Vielheit und Diversität?
1. Es geht um Vergemeinschaftungen und Verbündungen der Menschen auf vielfältig Weise. Die Menschen brauchen „Zugehörigkeit“ und genau diese sollen sie in den Gruppen und Initiativen finden. Die Lust am Musizieren, an Bühnenerlebnissen, an Bewegung und am sozialen Tun verbindet vielerorts die Menschen.
2. Als KA handeln und sprechen wir „anwaltschaftlich, erheben also unsere Stimmen“ aus einem jesuanisch-christlichen Menschen- und Weltverständnis, sei es gelegen oder ungelegen. Viele Menschen in der KA-Welt tun, handeln, helfen ganz konkret, bringen beispielsweise Flüchtlinge unter oder bauen die tragenden Netze in den Pfarren und kirchlichen Knotenpunkten gegen Einsamkeit oder Isolierungen.
3. Als KA-Menschen wollen wir „Avantgarde für neue kirchliche Präsenzen sein“. Wir dürfen nicht erwarten, dass die Hierarchiekirche vorangeht. Im Netz der KA und der Gliederungen muss sich mit neuen Selbstbewusstsein sichtbar das „prophetische Element“ der Kirche wiederfinden. Gemeinsam abgestimmt aufeinander tun und nicht immer um Erlaubnis fragen ist eine Basishaltung für Avantgarde. Die KA war nach dem Konzil darin einmal stark und treibende Kraft. Fragmentarisch neu will sich das Leben erheben. Auch 2023!
(jp/28.12.2022)