Ein Bischof ganz bei und mit den Menschen
Dank für vorbehaltlose Wertschätzung und Unterstützung, die er dem Wirken der Laien in der Kirche entgegengebracht hat.
Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) gratuliert Bischof Maximilian Aichern zu seinem 90. Geburtstag am 26. Dezember und dankt ihm für die vorbehaltlose Wertschätzung und Unterstützung, die er dem Wirken der Laien in der Kirche und damit den Engagierten in der Katholischen Aktion entgegengebracht hat und noch immer entgegenbringt. „Bischof Aichern hat von der Kirche als Volk Gottes nicht nur geredet, sondern er vertritt diese Sicht bis heute aus voller Überzeugung, und er hat sie in vielen Bereichen in die Tat umgesetzt“, betont das PräsidentInnen-Team der KAÖ. „Was an Bischof Aichern immer wieder beeindruck hat: Er begegnet allen Menschen auf Augenhöhe. Das haben nicht nur viele innerhalb der Kirche hochgeschätzt, das hat auch viele außerhalb der Kirche beeindruckt. Von dieser seiner Haltung ist sein Einsatz für das Soziale und das Gemeinwohl, sein Zugehen ohne Scheuklappen auf Politiker, Wirtschaftsleute, einfache Angestellte und Arbeiter und Menschen am Rande geprägt gewesen. Sein Wirken ist getragen von der Überzeugung, dass die Kirche, die Politik, die Wirtschaft, die Institutionen für die Menschen da sind und nicht umgekehrt; und das spüren die Menschen bis heute. Der Mensch ist für ihn der Weg Gottes in dieser Welt.“
Aichern war von 1982 bis 2005 Diözesanbischof und in dieser Zeit innerhalb der Bischofskonferenz für die Laien und damit die Katholische Aktion zuständig. Besonders verbunden fühlte sich Aichern, der nach seiner Matura in der elterlichen Fleischhauerei in Wien arbeitete, stets der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, einer Gliederung der Katholischen Aktion. Er galt bald österreichweit als "Sozialbischof" und war federführend beim "Sozialhirtenbrief" der österreichischen Bischöfe 1990 und beim Sozialwort der 14 christlichen Kirchen 2003. Vehement setzte er sich in der "Allianz für den arbeitsfreien Sonntag" ein. In Linz gründete er die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung und beherbergte Flüchtlingsfamilien im Bischofshaus.
In einem Interview der Diözese Linz aus Anlass seines jetzigen 90. Geburtstages sagte Aichern, ein Grundanliegen der beiden Sozialworte "war die humane und geistige Grundlage der Gemeinschaft, die gegenseitige Verantwortung, aus der sich die Notwendigkeit des Zusammenhalts und der Zusammenarbeit ergibt. Das Gemeinsame, das Gemeinwohl muss immer vor den Gruppen- und den Parteiinteressen stehen. Das ist, denke ich, das Wichtigste, und dafür wird auch die Kirche immer sorgen müssen", so Aichern.
Erinnerung an NS-Märtyrer
Aichern setzte sich auch ein für die Seligsprechung (1987) von Marcel Callo, eines Aktivisten der christlichen Arbeiterjugend in Frankreich, der mit 22 Jahren nach Nazi-Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt wurde. Wegen seines religiösen Engagements auch im Arbeitslager wurde Callo nach Mauthausen überstellt, wo er wenige Wochen vor der Befreiung des KZ am 19. März 1945 starb. Aichern war auch einer der Protagonisten bei der Gründung des Mauthausenkomitee Österreichs (MKÖ) 1997, und er ist bis heute im GründerInnen-Beirat des Komitees. Die Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes und das „Nie wieder!“, das besonders durch die Vermittlung an die Jugend gefördert werden soll, waren ihm stets ein großes Anliegen. Aichern leitete auch das Seligsprechungsverfahren für den NS-Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter ein, das 2007 zum Abschluss kam.
„Bischof Aichern teilt nicht nur die gesellschaftspolitischen und sozialen Anliegen der Katholischen Aktion, er hat uns über Jahrzehnte dazu ermutigt und dieses Engagement nach Kräften gefördert. Dafür sind wir ihm zutiefst dankbar“, betonen Ferdinand Kaineder, Katharina Renner und Brigitte Knell. „Darüber hinaus hat er stets die innerkirchlichen Reformanliegen von vielen Gläubigen, unter ihnen viele Engagierte der KA, mitgetragen, so die Aufhebung des Pflichtzölibats für die Priester und die Gleichstellung von Frauen und ihre Zulassung zu den Weiheämtern. Es spricht für ihn, dass er sich durch die vielen Widerstände, die er - auch von Seiten mancher bischöflicher Mitbrüder – erlebte, bis heute nicht entmutigen ließ und zuversichtlich ist, dass diese höchst notwendigen und gebotenen Reformen eines Tages kommen werden.“ Immer wieder betonte er: „Lasst euch die Freude am Christsein nicht nehmen.“
„In seinem Umgang mit den Gläubigen in seiner Kirche, seinem Vertrauen in die Laien, in demokratische Strukturen, hat Bischof Aichern vieles von dem vorweggenommen, was Papst Franziskus mit dem jetzt laufenden Synodalen Prozess vorschwebt. Und wenn Papst Franziskus den ‚Klerikalismus‘ in der Kirche kritisiert, dann kann man im Blick auf Bischof Aichern sagen: Ein solcher war ihm stets wohltuend fremd!“
(ps/22.12.2022)