Katholische Aktion lädt zu gemeinsamen Reformwegen in die Zukunft
Die neuen Vorsitzenden der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ, #kaoe) laden auf breiter Basis ein, die Anliegen für eine Erneuerung von Gesellschaft und Kirche einzubringen. „Die KAÖ und die Gliederungen beteiligen sich an dem von Papst Franziskus ausgerufenen ‚synodalen Prozess‘, einem gemeinsamen Weg auf Augenhöhe“, betonen der neue KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder und die neuen Vizepräsidentinnen Katharina Renner und Brigitte Knell. Ihre Wahl war am 24. September erfolgt, die Österreichische Bischofskonferenz hat diese Wahl am 11. November bestätigt und am 27. November 2021 war das erste österreichweite KA-Präsidium unter ihrer Leitung.
„Ein wesentliches Anliegen ist uns dabei ein genaues Hinhören auf das, was Menschen bewegt“, betonen Kaineder, Renner und Knell: „Wichtig ist uns eine ungeschminkte Wahrnehmung der gesellschaftlichen wie kirchlichen Wirklichkeiten. Gerade der kritische Blick von außen wird uns eine große Hilfe darin sein, die wesentlichen von den unwesentlichen Dingen zu unterscheiden, Ballast abzuwerfen, Klischees zerbrechen zu lassen. Uns Fremdes wird uns bereichern. Auftauchende Überraschungen sind die Hinweistafeln für den neuen Weg in die Zukunft“, so die neuen Vorsitzenden.
Gespräche die hinhören
Bei „Gesprächen die hinhören“ geht es um die innere Haltung „Ganz Ohr“, die einen Menschen für die „Innenwelten“ der beteiligten Personen und aller Lebewesen, der vielfältigen Mitwelt, von der wir ein Teil sind, öffnet. Der innere Prozess von Beteiligung und Kooperation ist das aktive Hinhören. „Nachgeschaut bei Jesus können wir diese hinhörende, aufrichtende, heilsame Beziehungsarbeit sehen. Beziehung heilt und Begegnung befreit. Erst diese offene Grundhaltung macht fähig, Neues, Überraschendes, Notwendendes, Heilendes wahrzunehmen.“
Deshalb ermutigen die neue Präsidentschaft und das Präsidium, im weiten Netz der #kaoe viele Menschen und die vielfältig Verantwortlichen auf den verschiedenen Feldern und Ebenen, offene Gespräche zu führen entlang von drei Fragen: Was bewegt dich? Wo siehst du die Zukunft (der Kirche)? Wer ist Kirche heute? „Diese haptischen Gespräche, die noch besser im Gehen stattfinden, wollen wir vor allem auf Menschen zugehen, die ganz anders leben, von denen wir uns entfremdet haben, die in ganz anderen ‚Welten‘ daheim sind, die von einer Gesprächseinladung überrascht sein werden. Als synodale, kooperative und partizipative ‚Kirche der Getauften‘ wissen wir, dass Gott immer im Fremden gekommen ist, draußen und jenseits der Komfortzone. Kirche wird ihren Weg in die gemeinsame Zukunft nicht linear in liebgewonnen Gewohnheiten finden. Gehen wir raus und verbünden wir uns neu. Dabei haben wir immer die jesuanische Grundfrage mit dabei: Wie kommt mit und durch mich, durch uns mehr Liebe, Empathie, Achtsamkeit in diese Welt?“, so die neue KAÖ-Präsidentschaft.
Gelungenes und Prototypisches soll aufgesucht werden, wenn es in der „Landkarte zum synodalen Weg“ heißt: „Gleichsam wie Trüffelschweine machen wir uns auf den Weg, um Prototypisches gelungener, gelebter und ausprobierter Synodalität aufzuspüren. Da zählt nicht Größe, Leistung oder Ranking. Wir verlassen dabei bewusst alle Zahlen, Listen und Excel-Zellen. Das Tun und das Bemühen, den Wandel und die Transformation hin zu einem guten Leben für und mit allen Menschen in Fairness, Mitweltgerechtigkeit und in einer Art ‚glücklicher Genügsamkeit‘ zu leben, Scheitern inklusive, hat unsere Aufmerksamkeit. Wir lösen uns dabei bewusst von unseren kirchlichen Milieus und gehen auch in die Fremde. Die leitende Schnüffelfrage dabei ist: Wo in unserer Nähe oder in unserem Netzwerk (auch international) hat das zukünftige gute Leben schon Platz genommen?“
Fünf Themendossiers
Bei der Präsidiumssitzung am Wochenende wurde dazu beschlossen, fünf Themendossiers zu erstellen, die in den synodalen Prozess bis April 2022 eingebracht werden. Ökologie und Mitweltgerechtigkeit; Arbeit und soziale Fairness; Geschlechtergerechtigkeit und Leitungskultur; Partizipation und Mitsprache; Der Weg zum Frieden. Diese fünf Themen sind aus der Umfrage von Paul Zulehner als wesentliche Anliegen herausgewachsen. Weitere Themen wie Pflege, Bildung, Migration und Flucht, Wandel und Transformation, Wirtschaft und Arbeit und Kirche der nächsten Generation werden sukzessive bearbeitet.
Im bisherigen Engagement der KA und der Gliederungen hat sich gezeigt, dass zum einen die Sorge besteht, dass die in den letzten Jahrzehnten bereits mehrfach eingebrachten innerkirchlichen Reformanliegen erneut nicht gehört werden. Andererseits sehen gerade die jüngeren Katholikinnen und Katholiken nun ihre Chance, ihre Anliegen einzubringen und auf Umsetzung zu pochen. Deshalb wird im Präsidium klar festgehalten: „Der Prozess darf nie in die Nähe einer Hinhaltetaktik geführt oder gar als Verzögerungsinstrument für Reformen gestaltet werden. Jetzt ist die Zeit für mutige Schritte, auch im Bereich der Anpassung des Kirchenrechtes an die Erfordernisse einer selbstverständlichen Geschlechtergerechtigkeit beispielswese.“
KA-Präsident am Advent-Handy
Im Sinne des „genauen Hinhörens“ auf das, was Menschen bewegt, wird KAÖ-Präsident Kaineder während des Advents von Dienstag bis Samstag am Abend von 19 bis 21 Uhr telefonisch für jede und jeden erreichbar sein. Was bewegt dich? Wie siehst du die Zukunft (der Kirche)? Wer und wo ist für dich Kirche? Alles hat Platz. „Erzählen wir einander Gelungenes und das, was uns drückt“, lädt Kaineder ein.
Die Mobilnummer lautet: 0660 7897 476.
Sozial-ökologisch-spirituelle Praxis zu stärken
In einem Begrüßungsbrief schreiben die neuen KAÖ-Präsident:innen: „Unsere Orientierung finden wir im Blick auf das christlich-jesuanische Menschen- und Weltbild, in der katholischen Soziallehre mit ihren Prinzipien der Solidarität, Subsidiarität, Nachhaltigkeit, Gemeinwohl, Personalität und der Option für die Armen und in den Parametern einer lebendigen Jesusbewegung. Die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus stellt uns als Menschen in die Natur und Mitwelt. Wir wollen mithelfen, eine neue, gewandelte, sozial-ökologisch-spirituelle Praxis zu stärken, sie konkret zu leben, sie zu teilen und davon zu erzählen.“
Kaineder, Renner und Knell verweisen in diesem Zusammenhanf vor allem auf das weit verzweigte Netz der KAÖ, ihrer Gliederungen auf allen Ebenen bis hin in die Pfarren und Institutionen. „Wenn wir auf das große Netz der Katholischen Aktion Österreich (#kaoe) schauen, sehen wir die größte und auch vielfältigste Organisation im Haus der katholischen Kirche Österreichs. Mit der Katholischen Jungschar sind Kinder mit uns, aus der Katholischen Jugend kommt viel Zukünftiges, bei der Katholischen Frauenbewegung sehen wir die größte organisatorische Dichte, innerhalb der Katholischen Männerbewegung bekommt die partnerschaftliche Männlichkeit ihren Platz, mit der Katholischen Hochschuljugend und den Katholischen Akademiker:innen ist der wissenschaftliche Resonanzraum geöffnet und nicht zuletzt arbeitet die Katholische Arbeitnehmer:innenbewegung an der unteilbaren Solidarität in der und rund um die Arbeitswelt.“ Gleichzeitig sei es „wichtig, Kooperationen und Verbündungen weit über die kirchlichen Milieus und Gruppen hinaus zu suchen, anzuregen und uns selbst von dort her involvieren zu lassen. Wir wollen uns einbringen und abholen lassen, wo es um ein gutes Leben mit und für alle geht. Den Wandel und die Transformation dorthin wollen wir mit anregen, mitgehen und stärken helfen.