
Linzer Domorganist: Wollte Rudigierorgel aus Dornröschenschlaf wecken
Vom Beatles-Arrangement über Jazz und Improvisationen bis hin zur liturgischen Musik: Nach mehr als 5.500 Gottesdiensten und über 80 Konzerten im Mariendom Linz verabschiedet sich Domorganist Wolfgang Kreuzhuber nach 42 Jahren in Pension. Sein Anspruch sei es immer gewesen, die Orgel als vielseitiges Instrument zu zeigen, wie er rückblickend auf seine Karriere im Interview mit der Linzer "KirchenZeitung" (aktuelle Ausgabe) ausführte.
"Ich wollte die Rudigierorgel, die immer wieder als eine der herrlichsten Orgeln der Welt bezeichnet wird, aus ihrem Dornröschenschlaf wecken", so der 67-Jährige. Bei einem Dankgottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer (2. Juli, 19.30 Uhr) und einem Abschiedskonzert (10. Juli, 20 Uhr) unter dem Motto "OrgelKLangLeben" will er noch einmal die Vielfalt des Instruments vorführen.
Nachwuchsförderung und neue Formate
Die Rudigierorgel "sollte nicht bloß ein Klangdenkmal, sondern lebendig sein - und ich denke, das ist gelungen", zeigte sich Kreuzhuber zufrieden. Um das Instrument "wachzuküssen", habe er von Anfang an großen Wert auf Nachwuchsförderung gelegt: "Es war mir wichtig, dass auch junge, talentierte Organistinnen und Organisten hier spielen können, und ich habe früh damit begonnen, Orgelführungen für Kinder anzubieten", erzählte der gebürtige Innviertler.
Auch musikalische Experimente mit Quantenphysik, innovative Orgelimprovisationen, Orgelkabaretts und neue Konzertformate hat Kreuzhuber entwickelt und Kooperationen mit der "Langen Nacht der Kirchen" sowie dem "Ars Electronica Festival" realisiert. Als Highlights seiner Karriere nannte er den internationalen Orgelimprovisationswettbewerb 1987 und den Besuch des Komponisten Olivier Messiaen im Jahr 1991. Für die Zukunft wünsche er sich, dass die Rudigierorgel weiterhin "eine zentrale Rolle in der Dommusik spielt und stets die nötige Pflege erhält".
Abschiedskonzerte
Seinen liturgischen Abschied mit dem Leitgedanken "OrgelDankKlang" nimmt Kreuzhuber am 2. Juli um 19.30 Uhr bei einer Messe mit Bischof Scheuer. Gemeinsam mit Dommusikassistent Gerhard Raab an der Chororgel wird er unter anderem Werke seines berühmten Amtsvorgängers Anton Bruckner aufführen, wie die Diözese mitteilte. Dabei wolle er seine "Lebensliebe", die Rudigierorgel aus dem Hause Marcussen & Son, noch einmal in ihrer ganzen Vielfalt würdigen. Zum Marienfest des Tages singt außerdem der Linzer Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Peterl.
Bei einem Abschiedskonzert mit dem Titel "OrgelKunstDialog" am 10. Juli ab 20 Uhr wird Kreuzhuber einen kleinen Querschnitt durch sein konzertantes Wirken am Dom präsentieren. Dabei soll ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Kunst und Tanz entstehen: Auch Weggefährtinnen und Weggefährten, die beiden international renommierten Organisten Ben van Oosten und Brett Leighton sowie die Tanz- und Performancekünstlerin Shirin Farshbaf, werden auftreten und Musik von Johann Sebastian Bach, Louis Vierne oder Charles-Marie Widor zum Besten geben. Zum Finale wird Kreuzhuber als "Herr über die 5890 Pfeifen" eine Improvisation an der Rudigierorgel spielen, hieß es seitens der Diözese.
Der 1957 im Innviertel geborene Wolfgang Kreuzhuber widmete sich nach seinem Orgelstudium bei Anton Heiller und Michael Radulescu in Wien zeitlebens dem Orgelspiel, der Improvisation und dem Komponieren. Er wirkte als Gastprofessor in Graz, Linz und Salzburg, leitete das Zentrum für Orgelforschung in Wien und gründete das Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz. Konzerttätigkeit im In- und Ausland, zahlreiche Aufnahmen und Fachvorträge ergänzten sein Schaffen. Für sein langjähriges Engagement erhielt er zahlreiche staatliche und kirchliche Auszeichnungen.
Quelle: kathpress