
Abt Eckerstorfer: Sant'Egidio vorbildhaft für Erneuerung der Kirche
Der Benediktinerabt und Theologe Bernhard Eckerstorfer hat die internationale Gemeinschaft Sant'Egidio als vorbildlich für eine kirchliche Erneuerung im deutschsprachigen Raum bezeichnet. In einem Beitrag für das Portal communio.de (Dienstag) über seine persönlichen Eindrücke aus Rom betont der ehemalige Rektor der Benediktiner-Hochschule Sant'Anselmo, Sant'Egidio biete ein konkretes Modell, wie gelebte Spiritualität, soziale Verantwortung und Liturgie miteinander verbunden werden können.
Die in Rom beheimatete Gemeinschaft, die 1968 von Studenten gegründet wurde, widmet sich vorwiegend den Armen, Geflüchteten und gesellschaftlich Ausgegrenzten. "Wer zur weltweiten Gemeinschaft Sant'Egidio gehört, muss einen Armen zum Freund haben", bemerkt Eckerstorfer. Kirche werde dort lebendig, wo Menschen in Not "nicht bloß Objekt meiner Fürsorge" seien, sondern gleichwertige Mitglieder des Gottesvolkes - "auf gleicher Ebene mit Papst, Politikern und Ärztinnen", so der Ordensmann.
Die Liturgie in den Kirchen von Sant'Egidio, insbesondere in Santa Maria in Trastevere, hebt Eckerstorfer als spirituell tiefgehend und gemeinschaftlich hervor, auch wenn musikalisch einfache Formen dominieren. Sie stehe mit gelebter Nächstenliebe und der Bezugnahme auf die Armen in glaubwürdiger Einheit, zudem würden die Mitglieder die Bibel selbstverständlich mit sich tragen und lesen. Besonders beeindruckt zeigte sich der Abt auch von der Tiberinsel-Kirche San Bartolomeo, in der die Gemeinschaft das Gedenken an moderne Märtyrer pflegt.
Mit Blick auf die Zukunft der Kirche plädiert Eckerstorfer für eine stärkere Rezeption solcher Erfahrungen: "Wer nach Rom pilgert, sollte die Kirche vor Ort erleben - Sant'Egidio kann dabei eine lehrreiche Orientierung für Reformen nördlich der Alpen sein."
Die Gemeinschaft, die neben ihrer karitativen Arbeit seit Jahrzehnten auch als Vermittlerin in Friedensprozessen tätig ist, zählt weltweit rund 70.000 Mitglieder in über 70 Ländern, ist jedoch im deutschsprachigen Raum bislang nur vereinzelt präsent, was Eckerstorfer bedauerte. In Österreich gibt es in Innsbruck eine Gruppe, die sich u.a. mit Friedensgebeten und Aktionen zum "Tag der Armen", im Religionsdialog sowie in der Flüchtlingshilfe engagiert.
Quelle: kathpress