
Graz: VinziWerke-Symposium geht Frauenarmut auf die Spur
"Warum ist Armut weiblich?" Diese Frage haben Fachleute aus sozialen Organisationen, NGOs, Wissenschaft, Politik und aus Einrichtungen der öffentlichen Hand in einem zweitägigen Symposium in Graz diskutiert. Ursachen und Folgen von Frauenarmut kamen dabei zu Wort und erste Handlungsempfehlungen wurden formuliert, die nach dem Sommer der Politik präsentiert werden sollen, geht aus einer Aussendung der veranstaltenden VinziWerke (Montag) hervor. Konkreter Anlass zum Symposium gab das Jubiläum zweier Frauen-Einrichtungen des Tochtervereins VinziHelp, namentlich VinziLife (15 Jahre) und Haus Rosalie (20 Jahre).
Auch wenn das Ausmaß der in Österreich von Armut betroffenen Frauen in Prozentsätzen nicht dramatisch höher als von Männern - 15 versus 12 Prozent - scheint, zeigen sich im Detail gravierende Unterschiede: 32 Prozent aller alleinlebenden Pensionsbezieherinnen sind einkommensarm, bei den Männern nur 16 Prozent, legte die Wiener Sozioökonomin Karin Heitzmann dar. Gründe seien vor allem die "Teilzeitfalle" sowie die Kinderbetreuung und andere unbezahlte Arbeit. Wie die Expertin von der WU Wien darlegte, sind vorrangig Kinder von Armut betroffen und vererben diese auch weiter.
Armut sei ganz allgemein und auch spezifisch bei Frauen selten das Resultat von persönlichem "Versagen", so Heitzmann in ihrem Impulsreferat weiter. Viel mehr seien Lösungsansätze in strukturellen und gesellschaftspolitischen Maßnahmen zu finden: Maßnahmen zur Stärkung sozialer Grundrechte und der Grundversorgung etwa, sowie die Schaffung oder der Ausbau multiprofessioneller, maßgeschneiderter Unterstützungsangebote.
In einem Podiumsgespräch befand die stellvertretende AMS-Landesgeschäftsführerin Yvonne Popper-Pieber, es habe sich an der Lebensrealität von Frauen wenig geändert. Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) räumte ein, das Thema Frauenarmut könne "nur auf einer politischen Ebene verbessert werden". Dies erfordere jedoch zuerst einen "gesellschaftspolitischen Diskurs, der nicht auf Menschen herabschaut".
Wie aus der Aussendung hervorgeht, wird eine von den VinziWerken gebildete Redaktion über den Sommer die Ergebnisse des Symposiums behandeln und in einem Bericht Handlungsempfehlungen für die Politik auf allen Ebenen abgeben. Angekündigt wurde zudem der Benefizabend "VinziNacht" am 10. Oktober 2025 im Grazer Orpheum, deren Umsatz zur Gänze "VinziHelp" gehen soll.
Quelle: kathpress