
Cornelia Richter neue Bischöfin der lutherischen Kirche in Österreich
Die Evangelisch-lutherische Kirche in Österreich wird künftig von einer Bischöfin geleitet. Die Synode der Kirche hat am Freitagnachmittag in Wien-Donaustadt die 54-jährige Theologieprofessorin und Pfarrerin im Ehrenamt Cornelia Richter zur Bischöfin gewählt. Richter ist die erste Bischöfin in der Geschichte der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Sie tritt ihr Amt am 1. Jänner 2026 an. Richter zeigte sich überzeugt: "Diese Kirche hat Zukunft."
Das Bischofsamt könne man nicht von sich aus anstreben, ein solches Amt werde einem anvertraut, sagte die designierte Bischöfin. Auch wenn die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche weiter zurückgehen wird, sei sie von einer guten Zukunft überzeugt. Es gelte, die Stimme des evangelischen Christentums als markante Stimme in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft oder Kultur auch künftig laut werden zu lassen. Das sei nicht nur ihre Aufgabe als Bischöfin, "das kann uns nur gemeinsam gelingen", so Richter in Richtung der Mitglieder der evangelischen Kirche in Österreich.
Notwendig wurde die Wahl, da Bischof Michael Chalupka Ende dieses Jahres in den Ruhestand tritt. Chalupka und Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs stellten sich als erste Gratulanten ein.
Die Synode kam im Evangelischen Realgymnasium Wien-Donaustadt zusammen. Für eine gültige Wahl brauchte es eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen der rund 70 Delegierten. Richter wurde im ersten Wahlgang gewählt. Ihre Amtszeit beträgt zwölf Jahre.
Nominiert wurde die aus Bad Goisern stammende Bonner Theologieprofessorin von allen Superintendentialversammlungen, in denen Delegierte aus den Pfarrgemeinden der jeweiligen Diözese zusammenkamen.
Bischöfin stammt aus Oberösterreich
Cornelia Richter (54) wuchs in Bad Goisern auf, ihr Vater war Pfarrer, ihre Mutter über viele Jahre Organistin in der örtlichen Kirche. Ihr Theologiestudium absolvierte Richter in Wien und München, darauf folgten Aufgaben als wissenschaftliche Mitarbeiterin an theologischen Fakultäten in Wien, Marburg und Kopenhagen. Lehrtätigkeiten führten sie nach Hermannsburg, Zürich und Gießen, 2011 folgte dort die Berufung auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik.
2012 wurde Richter sowohl nach Bonn als auch nach Kiel berufen und entschied sich für die Universität Bonn. Dort war sie von 2012 bis 2020 Professorin für Systematische Theologie mit Schwerpunkt in der Lehramtsausbildung, seit 2020 hat Richter die Bonner Professur für Dogmatik und Religionsphilosophie inne. Seit 2012 ist sie zudem Co-Direktorin des Bonner Instituts für Hermeneutik. Seit 2024 lehrt Richter auch an der University of St. Andrews (UK).
Von 2020 bis 2024 leitete Cornelia Richter als erste Dekanin die Evangelisch-Theologische Fakultät und seit 2024 ist sie als erste Frau Vorsitzende des Senats der Universität Bonn. Neben den aktuellen theologisch-dogmatischen Arbeitsschwerpunkten ist Richter Expertin im interdisziplinären Feld der Resilienzforschung.
Während ihrer umfassenden Lehrtätigkeit in Deutschland hat Cornelia Richter den Kontakt zu ihrer oberösterreichischen Heimat nicht abreißen lassen. Als Pfarrerin im Ehrenamt gestaltet Richter hier Gottesdienste und Amtshandlungen, in Bonn wirkt sie seit 2012 regelmäßig als Predigerin und Liturgin an der Schlosskirche, die sie seit 2024 als Universitätspredigerin leitet. In verschiedenen Bereichen arbeitete Richter in den letzten Jahren in der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich mit.
Evangelische Synode
Eröffnet wurde die Synode am Donnerstagabend mit einem Gottesdienst, dem Bischof Chalupka vorstand. Am Samstag, 24. Mai, tagt dann die Generalsynode, in der die Delegierten der Evangelischen Kirche A.B. gemeinsam mit den Delegierten der Evangelischen Kirche H.B. (Reformierte Kirche) zusammenkommen.
Die Synode ist das höchste gesetzgebende Organ der Evangelischen Kirche. Die gewählten Vertreterinnen und Vertreter beraten über die Kirchenverfassung, entscheiden über den wirtschaftlichen Haushalt der Kirche, verabschieden kirchliche Gesetze und Stellungnahmen und befassen sich mit Themen, die die gesamtösterreichische Evangelische Kirche betreffen.
Heute leben in Österreich laut Kirchenangaben rund 237.000 evangelisch-lutherische Christinnen und Christen. Dazu kommen noch rund 11.000 reformierte Christinnen und Christen.
Quelle: kathpress