
Leo XIV. will Brücken des Dialogs über Grenzen hinweg bauen
Noch vor der Messe zu seiner Amtseinführung hat Papst Leo XIV. am Freitag die beim Vatikan akkreditierten Botschafter getroffen. In einer Grundsatzrede machte er deutlich, dass er sich in der Tradition seiner Vorgänger bewegen und zugleich neue Akzente setzen will. Er kündigte zahlreiche Auslandsreisen an, bei denen er über die Grenzen der Kulturen und Staaten hinweg Brücken des Verständnisses bauen will.
Der Papst hielt seine Rede in der Sala Clementina im Vatikan. Eingeladen waren die Botschafter und Geschäftsträger der 184 beim Heiligen Stuhl akkreditierten diplomatischen Vertretungen. Österreich wurde durch den Botschafter beim Heiligen Stuhl, Marcus Bergmann, vertreten. Medien waren bei der Begegnung nicht zugelassen.
Der Papst betonte in seiner vom Vatikan schriftlich veröffentlichten Rede, dass die vatikanische Diplomatie ihre Mission als Dienst an der Menschheitsfamilie verstehe. Zentral sei dabei der Dialog der Religionen. In ihm gehe es darum, dass "die Voraussetzungen für alle Konflikte und den zerstörerischen Eroberungswillen beseitigt werden".
Eine Lanze für internationale Institutionen
Erforderlich sei ein "aufrichtiger Wille zum Dialog, der von dem Wunsch beseelt ist, sich zu begegnen, anstatt sich zu bekämpfen". Deshalb müssten die Diplomatie und die internationalen Institutionen wiederbelebt werden.
Ausdrücklich knüpfte Leo XIV. an seinen Vorgänger Franziskus an und sagte, der Heilige Stuhl rede "immer wieder in die Gewissen, so wie es mein verehrter Vorgänger unermüdlich getan hat, der immer ein offenes Ohr für den Schrei der Armen, der Bedürftigen und der Ausgegrenzten hatte, ebenso wie für die Herausforderungen unserer Zeit, von der Bewahrung der Schöpfung bis zur künstlichen Intelligenz".
Verweis auf die eigene Biografie
Der Papst erklärte, er wolle "jedes Volk und jeden einzelnen Menschen auf dieser Erde erreichen und umarmen, der sich nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden sehnt". Seine eigene Biografie, die sich zwischen Nordamerika, Südamerika und Europa entfaltet habe, verdeutliche das "Bestreben, Grenzen zu überschreiten, um verschiedenen Menschen und Kulturen zu begegnen".
Leo XIV. kündigte viele Auslandsreisen an, "um so viele über die ganze Welt verstreute Brüder und Schwestern im Glauben zu stärken und neue Brücken zu allen Menschen guten Willens zu bauen".
Erinnerung an letzte Rede von Papst Franziskus
An Papst Franziskus und dessen letzte Botschaft am Ostersonntag, dem Tag vor seinem Tod, anknüpfend wiederholte Leo XIV. dessen Worte: "Es kann keinen Frieden geben ohne echte Abrüstung! Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, darf nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen."
Als weiteres Ziel seines Pontifikats nannte Leo die soziale Gerechtigkeit. Er sagte: "In dem Epochenwandel, den wir erleben, kann der Heilige Stuhl nicht umhin, seine Stimme angesichts der vielen Ungleichgewichte und Ungerechtigkeiten zu erheben, die unter anderem zu unwürdigen Arbeitsbedingungen und zunehmend fragmentierten und konfliktgeladenen Gesellschaften führen. Es müssen auch Anstrengungen unternommen werden, um die globalen Ungleichheiten zu beseitigen."
Die politisch Verantwortlichen rief er auf, durch "Investitionen für die Familie, die auf der stabilen Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau beruht", friedliche Gesellschaften aufzubauen. Die Würde jedes Menschen müsse geschützt werden, insbesondere die "der schwächsten und schutzlosesten, vom ungeborenen Kind bis zum alten Menschen, vom Kranken bis zum Arbeitslosen, ob Bürger oder Einwanderer".
Kirche muss auch unbequeme Wahrheiten sagen
Die Kirche könne sich, so Papst Leo XIV. weiter, "niemals ihrem Auftrag entziehen, die Wahrheit über den Menschen und die Welt auszusprechen, auch wenn sie, wenn nötig, zu einer deutlichen Sprache greift, die vielleicht ein anfängliches Unverständnis hervorruft. Die Wahrheit ist jedoch niemals von der Nächstenliebe zu trennen, deren Wurzel immer die Sorge um das Leben und das Wohl eines jeden Menschen ist".
Die Wahrheit befähige die Kirche, die "Herausforderungen unserer Zeit mit größerem Nachdruck anzugehen, wie etwa die Migration, die ethische Nutzung der Künstlichen Intelligenz und die Bewahrung unserer geliebten Erde".
Die Krieg führenden Länder und Völker rief der Papst auf, "Streitigkeiten hinter sich zu lassen und einen neuen Weg einzuschlagen, der von der Hoffnung beseelt ist, dass wir gemeinsam (...) eine Welt aufbauen können, in der jeder sein Menschsein in Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden verwirklichen kann". Und weiter: "Ich hoffe, dass dies in allen Situationen geschehen kann, angefangen bei denen, die am meisten geprüft sind, wie die Ukraine und das Heilige Land."
Quelle: kathpress