
Caritas eröffnete 14. Jobmeile in Wien: "Arbeit ist ein Menschenrecht"
Die Caritas der Erzdiözese Wien hat unter dem Motto "Arbeit ist ein Menschenrecht" gemeinsam mit dem AMS und "arbeit plus" am Mittwochvormittag ihre 14. Jobmeile eröffnet. Am Tag der Arbeitslosen (30. April) wurde insbesondere auf die Situation langzeitarbeitsloser Menschen in Österreich aufmerksam gemacht. Im "carla Mittersteig" im fünften Wiener Gemeindebezirk treffen heute Arbeitssuchende auf konkrete Job- und Beratungsangebote der Caritas sowie rund 30 weiterer Trägerorganisationen. "Wir wollen den betroffenen Menschen Mut machen und einen Weg aus existenziellen Sorgen ermöglichen", betonte der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner bei der Pressekonferenz. Und zwar "mit Förderung statt Daumenschrauben, mit Existenzsicherung statt Almosen und mit Befähigung statt Stigmatisierung".
Die Arbeitslosenquote in Österreich liegt derzeit bei 7,4 Prozent. Die Tendenz ist steigend. "Wir reden hier nicht von irgendwelchen Zahlen, sondern von 397.000 Menschen", äußerte sich Schwertner mit Nachdruck. Das AMS-Budget sei von der Regierung glücklicherweise stabilisiert und nicht gekürzt worden, aber die gestern veröffentlichten Zahlen der Statistik Austria zu Einkommen, Armut und Lebensbedingungen in Österreich hätten gezeigt, dass es nach den Krisenjahren eine verfestigte Armut in Österreich gibt. Bildung und Arbeit seien wichtige Hebel zur Armutsbekämpfung. "Die Anforderungen am Arbeitsmarkt steigen rasant. Es gibt eine Kluft zwischen dem, was Menschen mitbringen, und dem, was gebraucht wird", so Schwertner.
Es gäbe bereits Pilotprojekte, die darauf reagieren und an denen langzeitarbeitslose Menschen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren bis zu 36 Monate teilnehmen können, erklärte der Wiener Caritas-Direktor. Diese Angebote müssten flächendeckend in ganz Österreich verfügbar sein. Dazu brauche es ausreichend Mittel für eine aktive Arbeitsmarktpolitik. Dort "wird oft von Menschen gesprochen, die nicht wollen, aber es ist vielmehr eine Frage des Nicht-Könnens", sagte Schwertner. Und weiter: "Es braucht einen erweiterten Arbeitsmarkt für jene, die am regulären Arbeitsmarkt nicht mehr Fuß fassen können."
Reform des Arbeitslosengeldes
Am dringendsten brauche es aber eine Reform des Arbeitslosengeldes - "mit einer Erhöhung der Nettoersatzrate auf ein armutsfestes Niveau und bei gleichzeitiger Beibehaltung der Notstandshilfe", so die Forderung der Caritas. Die Einschränkung des Zuverdienstes, die es laut neuem Regierungsprogramm nur noch in Ausnahmefällen möglich macht, parallel zum Bezug von Arbeitslosengeld einer geringfügigen Beschäftigung nachzugehen, halte die Caritas für einen Fehler, erklärte Schwertner. "Es ist klar, dass im dritten Jahr der Rezession gespart werden muss, doch das darf nicht auf dem Rücken der Ärmsten geschehen. Das gilt insbesondere für Langzeiterwerbslose."
"42.301 Personen waren im März 2025 länger als ein Jahr arbeitslos. Das entspricht einer Steigerung um 25,8 Prozent", kam AMS-Vorständin Petra Draxl auf die Zahl und das Profil von Langzeitarbeitslosen zu sprechen. Besonders häufig seien Personen ab 50 Jahren betroffen. Sie würden mehr als die Hälfte der Langzeitarbeitslosen ausmachen. Doch auch jüngere Menschen hätten Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Der Großteil sei im Durchschnitt zwischen ein und drei Jahren arbeitslos. 2.600 Menschen suchten länger als drei Jahre nach Arbeit.
"Es braucht darum eine rasche Umsetzung des von der Regierung angekündigten Älterenpakets", so Draxl. Dieses erlaubt älteren Arbeitnehmern einen Zuverdienst beim Bezug von Arbeitslosengeld für sechs Monate. Von der Streichung eines Zuverdienstes sollen Langzeitarbeitslose ausgenommen werden.
Sozialökonomische Betriebe als Schlüssel
Katharina Luger, stellvertretende Landesgeschäftsführerin des AMS Wien, wies auf die Wichtigkeit von sozialökonomischen Betrieben für die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt hin. "Wir sehen, dort gelingt es auch Menschen, die lange keine Arbeit mehr hatten, danach wieder am ersten Arbeitsmarkt Arbeit aufzunehmen und diese behalten zu können", so Luger.
Das Angebot an sozialökonomischen Betrieben reicht von Gastronomie und Reinigung über Sozialbetreuung hin zu ökologischen Betrieben mit Kreislaufwirtschaft. Derzeit arbeiteten zwischen etwa 14.100 Personen in solch sozialökonomischen Betrieben. "Zwischen 30 und 40 Prozent sind danach am ersten Arbeitsmarkt wieder integriert", so Luger, die ausreichend Fördermittel für solche Projekte forderte.
"Untersuchungen zeigen, dass längere Arbeitslosigkeit krank macht, die Armutsgefährdung erhöht und die Chancen am Arbeitsmarkt verringert", betonte Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von "arbeit plus", dem Netzwerk sozialer Unternehmen in Österreich. Es sei problematisch, dass langzeitarbeitslosen Menschen Qualifikationen abgesprochen werden und sich die Menschen selbst Qualifikationen absprechen, wenn sie länger keine Arbeit finden, so Rehbischler, die sich ebenfalls für eine Stärkung sozialökonomische Betriebe aussprach.
In den 21 Beratungs- und Beschäftigungsprojekten, die die Caritas alleine in Wien betreibt, konnten im vergangenen Jahr 1.570 Menschen beschäftigt und darüber hinaus 3.963 Menschen durch Beratung unterstützt werden. Dazu Schwertner: "In vielen Fällen gelingt es uns, Menschen wieder auf den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln."
Quelle: kathpress