Velik-Frank: Kirche braucht neue Haltungen, nicht nur Strukturen
Barbara Velik-Frank, seit März 2025 erste bischöfliche Vikarin Österreichs, ruft Frauen dazu auf, "Leuchttürme" und Vorbilder für die nächste Generation zu sein. Veränderung sei nur möglich, "wenn Ungerechtigkeiten aufgezeigt und sichtbar gemacht werden", so die Kärntner Pastoraltheologin im Interview in der Zeitschrift "kfb-Heute" der steirischen Katholischen Frauenbewegung (kfb), das u.a. dem steirischen "Sonntagsblatt" (aktuelle Ausgabe) beiliegt. Velik-Frank ist in der Diözese Gurk für Kirchenentwicklung und Synodalität zuständig. Synodalität bedeute, so Velik-Frank mit Blick auf Papst Franziskus, ein "gemeinsames Gehen" und sei "in erster Linie ein geistlicher Prozess". Es gehe dabei weniger um Strukturreformen, sondern um eine innere Einstellung und wie Kirche "zusammenkommt".
Franziskus habe betont, dass das "Zuhören" im Mittelpunkt stehe. In der Kärntner Kirche wurde 2022 eine Umfrage durchgeführt, aus der ein gemeinsames Profil als Grundorientierung entstanden ist. Ziel sei eine "offene Kirche, die die Zelte weit aufmacht", in der es "Platz für alle gibt" und die "Taufberufung der Einzelnen gestärkt wird".
Zur Rolle der Frau in der Kirche äußerte sich Velik-Frank differenziert: "Von außen hört man oft den Vorwurf, dass sich in der Frage des Frauendiakonats bzw. der Priesterweihe von Frauen immer noch nichts getan hat." Sie selbst sehe das Glas lieber "halbvoll". "Das Thema 'Frau' ist sichtbar geworden", betont sie. Frauen seien in Gremien und durch internationale Videokonferenzen stärker präsent. "Stimmen, die davor totgeschwiegen wurden, wurden hörbar und sichtbar." Es tue gut, "gehört zu werden" - dies sei "ein erster Schritt auf dem Weg der Synodalität", so die Theologin.
Zum Frauendiakonat merkt sie an: "Es wurde eine Kommission eingerichtet, die über zukünftige Möglichkeiten nachdenkt. Man mag sich denken: 'Schon wieder eine Arbeitsgruppe', doch das Ziel ist, ein gemeinsames Verständnis für das Thema zu entwickeln."
"Als Frau in der Kirche eine Position oder auch 'nur' einen Standpunkt einzunehmen ist nicht einfach ein beruflicher Werdegang, sondern mit Sicherheit als Berufung zu bezeichnen", so Velik-Frank, die in ihrer neuen Position entweder als eine Art Kirchenretterin oder "eine Gefahr für eine rechtgläubige Kirche" wahrgenommen werde. Ihre eigenen Erfahrungen in der Kirche hätten sie nach eigener Aussage oft wütend gemacht, und "irgendwann hat sich dann die Frage gestellt: Bleiben oder gehen? Ich habe mich fürs Bleiben entschlossen".
Positiv erwähnte sie hierbei die kfb, die Räume für Frauen schaffe, "wo wir uns wirkmächtig erleben und mit unserer Spiritualität in Beziehung gehen können".
kathpress/red
s. auch kaoe-Dossier "Geschlechtergerechtigkeit" unter www.kaoe.at/dossiers
(eo, 12.6.2025)