"Eine zukunftsfähige, glaubwürdige und gerechte Kirche"
Mit einem Plädoyer für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche lässt die Katholische Jugend Österreich (KJÖ) aufhorchen. Speziell in der Jugendpastoral brauche es ein hohes Maß an Geschlechtergerechtigkeit in Sprache und Umgang, um den Jugendlichen auf Augenhöhe und wertschätzend in ihren jeweiligen Lebenssituationen zu begegnen, hieß es in einer Aussendung der KJÖ vom Montag (26.5.2025). "Wir sehen Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichte, die der Glaubwürdigkeit der Kirche schaden", wurde das KJ-Vorsitzteam Klemens Lesigang, Elisabeth Wanek und Rafael Haigermoser zitiert. Es sollte im Interesse der Kirche sein, sich zu öffnen und alle Menschen anzusprechen. Dies habe Papst Franziskus mit dem Synodalen Prozess intendiert - und dies werde wohl auch Papst Leo XIV. fortsetzen.
Ehrenamtliche Vorsitzende: Klemens Lesigang, Elisabeth Wanek, Rafael Haigermoser (v.l.n.r.) © KJÖ
Zugleich betonten Lesigang, Wanek und Haigermoser in der Aussendung die Notwendigkeit, konkrete Schritte in Richtung einer solchen Öffnung zu setzen: So sind aus Sicht der Katholischen Jugend "eine Zulassung aller getauften und ausgebildeten Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht zu allen kirchlichen Ämtern, die Abschaffung des Pflichtzölibats, die Beauftragung von Lai*innen zur Krankensalbung, Eheassistenz und Taufspendung, sowie generell eine deutlichere Wertschätzung und Anerkennung aller Beziehungen, Familienkonstellationen und Lebensrealitäten durch die Kirche" sinnvolle Schritte in Richtung einer geschlechtergerechten Kirche.
Im Blick auf den Zugang zu den Weiheämtern spricht sich die Katholische Jugend Österreich für eine größere Weite aus. Schließlich würden nicht nur männliche Personen die Berufung zur Weihe verspüren: "Wir sind davon überzeugt, dass der Zugang zu Weiheämtern nicht an ein Geschlecht gebunden sein sollte", so Elisabeth Wanke. Der Pflichtzölibat stelle für viele Menschen eine Hürde und Belastung dar, der eigenen Berufung zu folgen.
Darüber hinaus sollte die katholische Kirche die Talente der Menschen, die sich zu einem christlichen Leben berufen fühlen, mehr wertschätzen. Ein erster Schritt wäre es, theologisch ausgebildete Laien mit der Spendung der Sakramente der Krankensalbung und Taufe sowie der Assistenz zur Eheschließung zu betrauen. Im Blick auf die Taufbeauftragung, aber auch die Assistenz bei Eheschließungen setzten einige Diözesen bereits jetzt wichtige Schritte, so die kirchliche Jugendorganisation. Ähnliches wünsche man sich in allen Diözesen.
Zudem tritt die KJ dafür ein, dass die Vielfalt aller Beziehungen, Familienkonstellationen und Lebensrealitäten anerkannt werden sollte - und dies zugleich "keinen Ausschlussgrund von den Sakramenten darstellen" solle. Haigermoser: "Die Ehe hat für junge Menschen nach wie vor eine große Bedeutung. Daher setzt sich die KJÖ für eine Öffnung der Ehe für alle Paare ein, die in einer auf Liebe und Treue beruhenden Beziehung leben."
Für inter- und transsexuelle Personen fordert die KJÖ außerdem die Möglichkeit, Personenstandsänderungen und die Löschung von falschen Namen und Geschlechtseinträgen in kirchlichen Dokumenten zu ermöglichen. "Als Katholische Jugend Österreich haben wir uns selbst verpflichtet, unsere Mitarbeitenden nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, geschlechtlichen Identität oder Beziehungsform zu diskriminieren. Das halten wir auch für die Kirche für zielführend, um zukunftsfähig, glaubwürdig und gerecht zu sein", hieß es abschließend seitens des Vorsitzteams.
Die KJÖ hat sich bereits seit mehreren Jahren mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit befasst und mehrere Leitfäden und Handreichungen erarbeitet, um zur Bewusstseinsbildung speziell in der Jugendpastoral beizutragen. Zuletzt fanden heuer in allen Diözesen "Synodale Tischgespräche" mit den Jugendstellen der Diözesen zu dem Thema statt.
Begleitet wird der nunmehrige Appell von einer Informationskampagne: So hat die Katholische Jugend auf ihrer Website (www.katholische-jugend.at) Materialien und Informationen zum Thema geschlechtersensible Jugendpastoral veröffentlicht. Außerdem sollen über den Instagram-Account unter @katholischejugend im Laufe der nächsten Wochen weitere Informationen folgen.
Presseaussendung zum Downloaden:: Katholische Jugend Österreich für geschlechtergerechte Jugendpastoral und Kirche
Unter Geschlechtergerechte Jugendpastoral und Kirche - KJÖ werden einzelne Themen (Öffnung der Weiheämter, Abschaffung des Pflichtzölibats, Beauftragung zur Krankensalbung, ...) behandelt, unter dem Schema: Lehre der katholischen Kirche - Haltung der Katholischen Jugend - Hinweise zum Einstieg ins Thema und vertiefende Zugänge.
Quelle: kathpress/red.
(ps/27.5.2025)