Was ist die Bibel?
Die Bibel ist ein Buch – doch dieses Buch besteht aus vielen Einzelbüchern – oft wird daher gesagt, die Bibel sei eine Bibliothek. Doch auch das stimmt nur bedingt. Denn einerseits stammen auch die Einzelbücher nicht aus jeweils einer Hand, und andererseits dürften einzelne Autorenkreise an Teilen von mehreren Einzelbüchern gearbeitet haben. Die Einzelbücher sind selbst oft nicht aus einem Guss, sondern im Laufe der Zeit weitergeschrieben worden. Und die Einzelbücher ziehen eine Trennlinie zwischen Erzählungen einer einzigen Autor/innengruppe.
Die Bibel ist also in zwei Richtungen gewachsen: in die Breite – indem nach und nach Bücher dazukamen, aber viel mehr noch in die Tiefe – indem die einzelnen Bücher ergänzt und erweitert wurden. Die Bibel ist ein Gemeinschaftsprojekt, eine jahrhundertelange Gruppenarbeit zum wichtigsten Thema der Menschheit: zur Beziehung der Menschen mit Gott.
Die Originalsprachen des christlichen Alten Testaments sind Hebräisch, Griechisch und in kleinen Teilen Aramäisch; das Neue Testament ist durchgehend in griechischer Sprache verfasst.
Schon im 3. Jh. v. Chr. entstand eine Übersetzung der hebräischen Texte ins Griechische, die sogenannte SEPTUAGINTA (abgekürzt LXX). Sie beinhaltet darüber hinaus auch Bücher, die ursprünglich in griechischer Sprache verfasst wurden (z.B. die Bücher Judit, Tobit, Baruch, 1 und 2 Makkabäer und das Buch der Weisheit) und nicht in der hebräischen Bibel zu finden sind. Die Septuaginta wurde maßgeblich für das frühe Christentum.
Die bekannteste lateinische Übersetzung der gesamten christlichen Bibel ist die VULGATA, die großteils vom Kirchenvater Hieronymus stammt. Sie wurde die wichtigste Bibelausgabe der katholischen Kirche. Erst das II. Vatikanische Konzil forderte eine Rückbesinnung der Kirche auf die Originalsprachen.
Die wichtigsten deutschen Bibelübersetzungen sind die EINHEITSÜBERSETZUNG für die Katholische Kirche, die LUTHER-BIBEL für die Lutheraner und die ZÜRCHER BIBEL für die Reformierten. Als Studienbibel wird darüber hinaus oft die (ebenfalls evangelische) ELBERFELDER BIBEL herangezogen.
Der Geschlechtergerechtigkeit und dem jüdisch-christlichen Dialog verpflichtet ist die BIBEL IN GERECHTER SPRACHE, die mit ungewöhnlichen Übersetzungen für Begeisterung und Kritik sorgte.
Für nichtwissenschaftliche Zwecke lässt sich auch die GUTE NACHRICHT BIBEL empfehlen, die etwas vereinfachend übersetzt. Noch "volksnäher" und dazu noch äußerst originell ist die VOLXBIBEL. Und für Menschen mit Leseschwierigkeiten oder geistiger Beeinträchtigung entstehen derzeit einige Bände einer BIBEL IN LEICHTER SPRACHE, die den Text in einfachen Sätzen zusammenfasst.
Da jede Übersetzung auch eigene Schwerpunkte und Verständnisweisen spiegelt, lohnt sich ein Vergleich von möglichst vielen Übersetzungen.
Viele Bibelübersetzungen lassen sich online einfach vergleichen: Unter www.bibleserver.com finden Sie Originalsprachen und Übersetzungen in vielen Sprachen. Hier können Sie nach Bibelstellen, aber auch nach Worten oder Sätzen suchen.
Wie die einzelnen Bücher, Büchergruppen und Einzeltexte entstanden sind, darüber gibt es zahlreiche Hypothesen. Die Schwierigkeit dabei ist, dass keine „Originale“ aus der Entstehungszeit vorhanden sind – unsere ältesten Handschriften (und auch da oftmals nur Fragmente) stammen erst aus den letzten beiden vorchristlichen Jahrhunderten, während die Bibelwissenschaft die ältesten Texte des Alten Testaments meist ins 8. Jahrhundert vor Christus datiert. Rechnet man zudem mit mündlichen Vorformen, haben wir es mit einer bis zu 1000-jährigen Kluft zwischen den ältesten Textentstehungen und den ältesten Handschriften zu tun.
Das Neue Testament hat eine vergleichsweise einfache Entstehungsgeschichte. Innerhalb von max. 2 Jahrhunderten wurden die Ereignisse um Jesus von Nazaret niedergeschrieben.
Vor allem für das Alte Testament ist der Alte Orient als kulturelles Umfeld bedeutsam. Ägypten und Mesopotamien waren die religiös, politisch und kulturell prägenden Großreiche in der Frühzeit Israels. Viele biblischen Motive lassen sich mit ein wenig Kenntnis dieser Kultur besser verstehen.
Besonderes Augenmerk auf diese Verflechtungen legt man etwa in der Zeitschrift Welt und Umwelt der Bibel. Auch im Bibelwerk Linz bietet die mietbare Ausstellung Expedition Bibel Einblick in die Welt der Bibel. Die Bibelwelt Salzburg bietet interaktiv Einblick in die Welt des Paulus und anderer biblischer Protagonisten.
Für die jüngere Geschichte Israels wird die hellenistische Kultur bedeutsam. Die Frühzeit des Christentums entfaltet sich dann im römisch dominierten Kulturraum.
Die Bibelwissenschaft bemüht sich, mit objektiv nachvollziehbaren Methoden mehr über die Bibel zu erfahren. Auch wenn vieles hypothetisch bleiben muss, kann sie doch durch gründliche Forschung Hintergründe erhellen und Fehlurteile abwenden.
WAS KANN SIE?
WAS KANN SIE NICHT?
Nein. Jede Zeit hatte ihre eigene Art die Bibel zu lesen. Die Kirchenväter sahen in allen alttestamentlichen Texten Christus als Hauptthema, sie lasen "christologisch". Wichtiger als die Frage, was die Autoren sagen wollten, war die Frage, was Christus uns heute durch den Text sagen will.
Heute stehen oft Fragen nach der geschichtlichen Wahrheit im Vordergrund. Deshalb wird der Text historisch-kritisch gelesen und die Archäologie und Altorientalistik wurden wichtige Partner der Bibelwissenschaft.
In jüngster Zeit interessieren sich viele Bibelwissenschaftler/innen für die literarischen Feinheiten der Texte und untersuchen die literarischen Zusammenhänge der biblischen Bücher untereinander.
Wie unterschiedlich Bibel im Laufe der Jahrhunderte ausgelegt wurde, ist Thema der Rezeptionsgeschichte. Sie zeigt, wie wenig selbstverständlich unser heutiges Leseverständnis ist und auch wie zeitbedingt. Lange Zeit standen rezeptionsgeschichtliche Untersuchungen im Schatten der entstehungsgeschichtlich ausgerichteten Bibelwissenschaft. Heute wird gesehen, wie wichtig es ist, Ursachen, Inhalte und Auswirkungen von Bibelauslegungen verschiedener Zeiten möglichst gut zu verstehen, schon um Auslegungen zu verhindern, die Gewalt oder Unterdrückung begünstigen.
"Do" beim Bibellesen
Welcher Bibeltyp Sie auch sind, ein paar grundsätzliche Tipps für das Lesen sind in jedem Fall nützlich.
Erste Anlaufstelle für Bibelarbeit in der Gruppe sind natürlich die Pfarren. Gar nicht wenige Pfarrgemeinden haben eine feststehende Bibelrunde, die sich regelmäßg trifft, um gemeinsam Bibeltexte zu lesen und zu bedenken. Wenn Ihre eigene Pfarre keine Bibelrunde hat, können Sie entweder in eine andere Pfarre ausweichen. Sie werden sicher gerne aufgenommen. Oder Sie gründen selbst eine Bibelrunde in Ihrer Pfarrgemeinde. Das muss gar nicht kompliziert sein und Sie selbst brauchen auch kein Theologiestudium dafür absolviert zu haben. Es geht nur darum, ein paar andere Interessierte zu finden, die sich mit Ihnen gemeinsam auf den Weg in die Bibel machen wollen. Behelfe zur Gestaltung einer Bibelrunde gibt es genug. Oder Sie holen sich Tipps in einem Kurs. Die Wiener Theologischen Kurse bieten regelmäßig den Kurs "Bibelrunden leiten" bzw. "Bibel für die Praxis" an. In den Bundesländern helfen Ihnen die Diözesanstellen gerne weiter. Erste Tipps zur Gestaltung einer Bibelrunde finden Sie auch weiter unten.
Eine weitere gute Adresse für Bibelarbeit in der Gruppe sind Bildungshäuser und die Pastoralämter in den Diözesen. Der Vorteil dieser Angebote ist, dass die Bibelarbeit unter fachkundiger Anleitung geschieht und Sie dadurch neue Impulse und Informationen erhalten können.
Die Möglichkeiten sich mit Bibel auseinanderzusetzen, sind vielfältig. Hier nur ein paar erste Anregungen:
1) Die einfachste Methode ist, sich jeweils mit einer Bibel ausgestattet mit Anderen zusammenzusetzen und einen beliebigen Text daraus zu lesen zu beginnen - gemeinsam, oder besser noch: nacheinander reihum. Nach ein paar Versen wird unterbrochen und über das Gelesene gesprochen. Eigene Fragen, Anmerkungen, Ergänzungen und Sichtweisen können eingebracht werden. Dann wird weitergelesen.
2) Eine spezielle Form der Verinnerlichung eines Bibeltextes ist der Bibliolog. Hier wird der Textfaden sozusagen weitergesponnen. Weitere Informationen zum Bibliolog finden Sie hier. Kurse in Deutschland und Österreich sind hier aufgelistet.
3) Noch weiter geht das Bibliodrama. Es beinhaltet Körperübungen genauso wie szenisches Spiel des Bibeltextes und vielfältiges kreatives Gestalten. Näheres zum Bibliodrama finden Sie hier oder hier. Die Bibliodrama-Gesellschaft gibt auch Auskünfte über Ansprechpartner. In Österreich ist das derzeit Maria Stachel.
Weil die Schüler/innen dadurch ...
Weil uns das ein Anliegen ist, helfen wir Ihnen gerne - durch Beratung und Arbeitsvorlagen. Bereits erstellte Materialien finden Sie hier.
Die Bibel befasst sich mit den wichtigsten Themen der Menschheit: Welt, Gott, Liebe, Glaube, Krieg, Gewalt, Flucht, Versöhnung, Vergebung, Erlösung, nichts ist der Bibel fremd. Eine gute Gelegenheit, mit der Bibel über gesellschaftliche und existenzielle Fragen ins Gespräch zu kommen. Anhand von Bibeltexten lässt sich die Frage diskutieren, warum es Leid gibt (IJob) oder ob ein König gewählt werden soll?
Wer gerne wandert, hat Sinn für Gipfelerfahrungen und weiß, welche besondere Ausstrahlung ein Berg hat. Und was es bedeutet, nach vielen Stunden an ein Ziel zu kommen. Die Pilgertradition baut auf diese Erfahrung auf. Neben den traditionellen Pilgerrouten, die mehr und mehr wiederentdeckt werden, gibt es auch ausgesprochene Bibelwanderwege, wo Schautafeln Bibelstellen und biblische Themen ins Gedächtnis rufen.
Einen anderen Weg biblisch zu wandern bieten (vorwiegend) Sommerkurse, die Bibel und Wandern zusammennehmen. Lesen Sie einmal die Bergpredigt und gehen Sie danach auf einen Berg – oder, noch besser, lesen Sie sie, wenn Sie bereits oben sind.
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